… dass die Schweinegrippe nicht im Jahr 2010 nach Deutschland gekommen, sondern würde erst in ein, zwei Jahren hier auftauchen. Und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem die Corona-Pandemie dann doch endlich aufgrund von Impfungen überstanden, aber nach wie vor sehr präsent ist.

Und stellt Euch dann bitte weiter vor, dass der Charité-Chefvirologe Christian Drosten dieses Virus dann genauso einschätzte, wie er es im Jahr 2010 gemacht hat – und damit genauso falsch liegen würde wie damals:

[…] Christian Drosten sagte, es gebe eine drastische Zunahme der Erkrankungen in Süddeutschland. Er gehe davon aus, dass die Welle von Süden aus in einem Zeitraum von fünf bis sechs Wochen über Deutschland hinwegziehen werde. […] Drosten rief dringend dazu auf, sich gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen. ‚Bei der Erkrankung handelt es sich um eine schwerwiegende allgemeine Virusinfektion, die erheblich stärkere Nebenwirkungen zeitigt als sich irgendjemand vom schlimmsten Impfstoff vorstellen kann.‘ (Quelle)

Was meint Ihr, was dann wohl los wäre?

Ich schätze mal, dass sich die Reaktion ziemlich von der im Jahr 2010 unterscheiden würde, als eigentlich kaum jemand diese Panikmache ernst genommen hat und letztendlich haufenweise Impfdosen, die mit viel öffentlichem Geld beschafft wurden, nicht angewendet und entsorgt werden mussten (s. hier).

Nun haben wir aber mittlerweile die Erfahrung mit der Corona-Pandemie gemacht, und Drosten ist für viele ja eine Art Heiliger geworden, sodass es für diese Leute schon an Ketzerei grenzt, seine Aussagen mal zu hinterfragen.

So können dann die Erfahrungen eine neue Realität formen, indem nämlich Prognosen komplett anders bewertet werden, als es ohne diese Erfahrungen der Fall gewesen wäre. Das ist auch ganz normal. Wir vertrauen Menschen, deren Aussagen sich in der Vergangenheit als zutreffend erwiesen haben. Dies sollte allerdings nicht zu einer blinden Gefolgschaft führen.

Und genau diese Gefahr besteht zukünftig. Wenn genau die gleiche Schweinegrippe nicht 2010 in Europa aufgetreten wäre, sondern eben erst 2023, dann würden genau die gleichen diesbezüglichen falschen drostenschen Annahmen m. E. eine vollkommen andere Reaktion bei vielen Menschen hervorrufen – und wohl auch bei der Politik.

Und da unsere Politik zurzeit ja in erster Linie mit einem Lockdown auf eine Pandemie reagiert, kann wohl erwartet werden, dass dies zukünftig auch nicht anders wäre – auch wenn es zahlreiche Wissenschaftler gibt, die ein differenzierteres Vorgehen einfordern und die aktuellen Maßnahmen als zum Teil kontraproduktiv bezeichnen, wie gerade aktuell die Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF) in einem offenen Brief an die Bundesregierung (s. hier).

Das kann nun dazu führen, dass versehentlich die Gefährlichkeit einer Viruserkrankung überschätzt wird (denn das es solche neuen Virusepidemien zukünftig wohl häufiger geben wird, ist ja ausgesprochen wahrscheinlich, da das „Krisenmanagement“ keinerlei Maßnahmen beinhaltet, mit denen die Ursachen für derartige Epidemien – beispielsweise Artensterben und Klimawandel – angegangen würden), sodass aufgrund der Corona-Erfahrungen aus diesem und dem letzten Jahr dann „mit Kanonen auf Spatzen“ geschossen wird.

Oder aber, und das halte ich auch nicht für ausgeschlossen, es wird bewusst eine Gefahrenlage kommuniziert, die so gar nicht in dem Maße vorhanden ist, um eben wieder einen für einige wenige ja ausgesprochen profitablen Lockdown verhängen zu können. So könnte dann die aktuell von vielen als Ausnahmesituation empfundene Realität bald zur neuen Normalität werden – inklusive dauerhafter Grundrechtseinschränkungen, mehr Überwachung und Umverteilung zugunsten von Vermögenden, großen Unternehmen und Investoren.

Da Letzteres so ziemlich wie der feuchte Traum eines jeden Hardcore-Neoliberalen klingt und es in unseren Parteien, welche die Regierung zurzeit stellen oder zukünftig stellen könnten, leider haufenweise solche Hardcore-Neoliberalen gibt, erscheint mir dieses Szenario nicht komplett unwahrscheinlich.

Wem das jetzt zu weit hergeholt erscheint: bitte einfach mal die anfangs geäußerte Überlegung anstellen, wie in ein, zwei Jahren wohl auf die falschen Drosten-Prognosen zur Schweinegrippe reagiert würde. Und in die Überlegungen mit einbeziehen, wie viele Fälle von Korruption und Vorteilsnahmen in den letzten Wochen und Monaten öffentlich geworden sind, die zeigen, dass es vielen in unserer Administration nicht darum geht, die Pandemie möglichst glimpflich verlaufen zu lassen, sondern sich und seinen Buddies dadurch Vorteile zu verschaffen – was ja durchaus auch systemische Ursachen hat (s. auch hier).

Es wird also umso wichtiger, zukünftig ganz genau hinzuschauen, wenn von einer neuen Epidemie die Rede ist – und wir sollten aufpassen, diesen kritischen Blick nicht allein Rechtsaußen zu überlassen, so wie es jetzt schon in zu großem Maße der Fall ist (wenngleich hier auch von den Medien sicher einiges überbetont und zu einseitig dargestellt wird). Sollte nämlich etwas vom Kaliber der 2010er-Schweinegrippe auftreten und Grundrechtseinschränkungen auslösen, die sich dann im Nachhinein als komplett unnötig erweisen sollten, dann wäre das für AfD und Co. ein gefundenes Fressen, um sich als einzig wahre Verteidiger der Freiheit aufspielen zu können.

Und das wäre nicht nur absurd, sondern brandgefährlich!

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