Wenn man bemerkt, dass alles endlich ist
Es hört sich jetzt tief poetisch oder tiefgründig an, aber ich merke gerade, dass Vieles im Leben und das Leben selber endlich ist. Alles hat seine Zeit, alles geht vorüber, Situationen, Schicksale geschehen, man erlebt wunderschöne Momente und genauso schlimme. Aber man realisiert nicht, dass bestimmte Dinge einmalig geschehen, oder zum letzten Mal zum Beispiel. Das erkennt man erst Jahre später…
Ganz aktuell erleben wir als Familie das Ganze bei unserer Hündin. Sie ist 13 Jahre alt und stark am schwächeln. Da macht man sich Gedanken über die Art wann, wo und wie man sie erlöst und was danach passiert. Früher haben wir uns Gedanken darüber gemacht, an welchem Hundestrand es am schönsten ist oder welches Leckerlie ihr wohl schmeckt. So viele unzählige lustige und wunderschöne Momente haben wir mit ihr erlebt. Auch die ein oder andere unschöne, obwohl sie nie ernsthaft krank war. Unsere Tochter ist mit einem tollen Hund groß geworden, so wie ich auch als Kind. Ein tolles Erlebnis.
Aber leider ist jedes Leben endlich. Und bei Hunden hat man einfach die Pflicht am Ende zu erkennen, wann es kein Leben mehr ist sondern nur noch Qual. Ich hoffe wir haben noch einige schöne Momente mit ihr!
Aber genauso vergänglich ist zum Beispiel die Zeit. Situationen, die nie mehr wieder kehren, vergangen sind, ein letztes Mal oder gar nur ein einziges mal geschehen. Das letzte Mal das Kind auf dem Arm, das letzte Mal das Meer gesehen, das letzte Mal mit einer lieben Person gesprochen. Irgendwann ist es einfach das letzte Mal, aber man nimmt den Moment nicht wahr. Die Zeit für bestimmte Dinge ist vorbei. Deshalb ist es um so wichtiger sich die Momente bewusst zu machen. Situationen bewusst zu erleben, wahrzunehmen. Nicht, das wir später etwas bereuen oder Erfahrungen missen…
Das Treffen mit Menschen ist vergänglich. Irgendwann ist es das letzte Mal, dass man sich sieht, spricht und umarmt. Und ich meine hier nicht verschuldet durch plötzliche Unfälle oder Ähnlichem, nein. Es kann auch sein, dass man sich auseinander lebt, einen Konflikt ungelöst lässt, Freundschaften gehen auseinander. Man hat nur noch sporadisch oder keinen Kontakt mehr.
Gedanken sind vergänglich. Jeder Gedanke hat einen Anfang und ein Ende. Auch wenn einem das nicht so vorkommt, aber jeder Gedanke ist irgendwann zu Ende gedacht, verworfen oder in die Tat umgesetzt. Natürlich gibt es Lebenswünsche, Gedanken über die Zukunft, was möchte man erreichen, was sind meine Ziele. Im besten Fall erfüllen sich meine Wünsche und Gedanken. Im schlimmsten Fall muss ich sie verwerfen… den Umständen geschuldet zum Beispiel.
Gefühle sind ebenfalls vergänglich. Manchmal sind sie noch da, aber in den Hintergrund getreten. Man kann die Liebe verlieren, die Hoffnung. Selbst Trauer lässt irgendwann nach. Man ist zwar immer noch traurig, aber in einer anderen Form, mit mehr Abstand und vielleicht Akzeptanz oder Verständnis. Ich glaube, das am wenigsten vergängliche Gefühl ist der Hass. Der Hass kann dich auffressen und steigert sich mit jedem Gedanken, dem man ihm gibt. Es kostet viel Willen und manchmal Jahre um den Hass zu besiegen. Aber vielleicht ist selbst dieses fiese Gefühl vergänglich…
Und so denke ich zur Zeit viel über Erlebtes nach, über Dinge, die ich vermisse, Situationen die ich erlebt habe. Schöne wie unschöne. Und bei den unschönen ob sie mir im Nachhinein etwas gebracht haben oder ob ich auch gern darauf hätte verzichten können… Darauf gibt es für mich keine einheitliche Antwort. Ich schwanke zur Zeit zwischen “ Das hat dich stark und zu dem Menschen gemacht, der du heute bist“ und „Du wärst auch gern etwas schwächer, wenn du dafür den ganzen Mist nicht hättest durchmachen müssen“. Aber wir können unsere Vergangenheit nicht ändern und müssen so das Beste aus ihr machen denke ich. In dem Fall kommt mir die Vergänglichkeit zu Gute…
Ein schönes Zitat, welches ich zum Thema Vergänglichkeit gefunden habe ist von dem Lyriker Friedrich Hebbel (Quelle)
Du siehst die leuchtende Sternschnuppe nur dann, wenn sie vergeht.
Also kann Vergänglichkeit auch etwas Gutes haben? Sehen wir manchmal auch erst hinter her, wie schön etwas war? Oder auch wie mies? Vielleicht ist Vergänglichkeit manchmal auch gut, auch wenn wir es im ersten Moment nicht erkennen. Hatten wir nicht alle schon die Momente wo wir dachten, im Endeffekt ist es doch besser so? In anderen Situationen trauern wir dem Vergangenem natürlich auch nach. Gerade deshalb finde ich, sollten wir uns noch einmal bewusst machen, wie schnell alles vorbei sein kann – egal was – und jeden Moment, der unser Herz berührt, bewusst wahrnehmen.
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