Der Film Vaxxed und zu Teilen auch der Film “Man Made Epidemic” ist um einen angeblichen Skandal in der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC herum aufgebaut.
Und zwar soll die CDC unterschlagen haben, dass es in einer Subgruppe einer MMR-Autismusstudie zu einer statistisch erhöhten Anzahl von Autismusfällen gekommen sein soll. Und zwar unter afroamerikanischen Jungen.
Den Eindruck, den Wakefields Umfeld und die Filmemacher von Vaxxed und Man Made Epidemic erwecken wollen, lässt sich wie folgt zusammenfassen: “Also löst die MMR Impfung doch Autismus aus. Und wenn die CDC etwas verbirgt, muss es ja noch mehr Verschwiegenes geben.”
Der eigentliche Skandal ist jedoch ein ganz anderer: Wakefield und Konsorten unterschlagen der Öffentlichkeit, wie Wissenschaft funktioniert. Oder funktionieren sollte, wenn sie richtig gemacht wird.
Wissenschaft basiert auf einer Reihe von Regeln, die nicht — wie immer wieder gerne behauptet — das ‘freie Denken’ einschränken sollen, sondern die den Wissenschaftlern Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie überprüfen können, ob sie sich selbst reinlegen. Werkzeuge, die ihnen sagen, ob das gefundene Ergebnis wirklich eine gefestigte Erkenntnis bietet, oder ob es sich dabei nur um einen Fehlschluss handelt. — Wie ein Apfel und ein Deko-Apfel aus Wachs sich zum Verwechseln ähnlich sehen können, der Wachsapfel durch bloße Verwechslung aber nicht auf einmal essbar und nahrhaft wird.
Eine wichtige Rolle in dem Werkzeugkasten der Wissenschaft spielt die Statistik. Das heißt, bei der Auswertung durch Studien erhobener Daten müssen Wissenschaftler besondere Sorgfalt walten lassen und es gibt Auswertungsarten, die besondere Gefahr bergen, die Ergebnisse einer Studie unzutreffend zu verzerren.
Zu einer dieser Gefahren gehören — genau — statistische Subgruppen.
Vereinfacht gesagt: Je öfter die Gruppe der Versuchspersonen nachträglich nach sinnigen oder unsinnigen Kriterien verkleinere, um so höher ist die Wahrscheinlichkeit in einer dieser Gruppen ein falsch-positives Ergebnis zu erhalten.
Sehr schön zu sehen ist dies an einer groß angelegten Herzinfarktstudie aus dem Jahr 1988, die der Medizinstatistiker Richard Peto nutzte, um die Fachwelt genau für dieses Problem zu sensibilisieren.
Genau diese Verkleinerung auf Subgruppen, bis in einer Subgruppe ein auffälliges Ergebnis gefunden wurde, passierte beim angeblichen CDC-Skandal. Das hier scheinbar höhere Risiko für afroamerikanische Jungen, ist purer Zufall. Je nach Zusammensetzung der Gesamt-Versuchsgruppe hätte das gleiche Ergebnis in jeder anderen Subgruppe, oder sogar mehreren auftauchen können.
Wenn auch die Filmemacher keine Mediziner sind und sich mit den Regeln wissenschaftlichen Arbeitens nicht so gut auskennen, Andrew Wakefield war Arzt und Forscher. Man darf davon ausgehen, dass er die Spielregeln guter medizinischer Forschung kennt und sie seinem Publikum dennoch vorenthält.
Was hier passiert ist, ist dass mit einem Werkzeug, das Erfolg versprach, ein ‘Beweis’ gesucht wurde und die ehrliche Aufklärung und Information des Publikums durch Interessengruppen der Impfgegner unterbleibt. Da sich nur ein Bruchteil der Menschheit mit den Qualitätskriterien medizinischer Studien auskennt, funktioniert dieses Täuschungsmanöver fast immer.
Lassen Sie sich nicht einwickeln.
Links:
- das Fakten-Check-Portal Snopes hat dem ‘CDC-Skandal’ schon vor geraumer Zeit einen ausführlichen Artikel gewidmet
- ein Artikel bei den Ruhrbaronen geht ebenfalls auf das Problem der Subgruppen ein
- eine detaillierte Erklärung zum Problem der Subgruppenanalysen und wie man sie vermeidet
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