Vor gut fünf Jahren schrieb ich ja mal einen Artikel über die Idee, die ich morgens beim Frühstück hatte, dass Produkte nicht mit einem Bio-Label gekennzeichnet werden sollten, wenn sie auf natürliche und nicht umweltschädliche Weise hergestellt werden, sondern dass dies die Normalität sein sollte, sodass alle Produkte, die auf Umweltzerstörung, Klimaschädigung, Tierqual oder Ausbeutung basieren, mit einem entsprechenden Label versehen werden sollten. Dazu kam mir gerade kürzlich eine weiterführende Idee, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.
Bio-Label sind teuer. Wenn ein Betrieb seine Produkte entsprechend zertifizieren lassen möchte, dann kostet ihn das eine Stange Geld. Klar, Prüfer müssen bezahlt und Prüfkriterien festgelegt werden, da fällt natürlich schon Arbeit an. Allerdings führt das dann auch dazu, dass Bioprodukte noch mal zusätzlich teurer sind als solche, die auf schädliche Weise hergestellt werden, denn die Kosten für das Label müssen natürlich auf den Endpreis aufgeschlagen werden.
Und Bioprodukte sind ja meistens eh schon teurer als andere: Oft sind das kleine Betriebe, die keine Subventionen (wie beispielsweise von der EU im Bereich Landwirtschaft) erhalten, die auf eine höhere Qualität der Rohstoffe setzen, für die keine Kinder in Bangladesh arbeiten, die natürlich billiger sind als Fachkräfte in Deutschland, usw.
Daher kam mir der Gedanken, dass man auch hier eine Umkehr bewirken sollte: Es gibt keine teuren Bio-Label mehr, sondern die Kosten für die Überprüfung der Nachhaltigkeit von Produkten wird von den Unternehmen getragen, die eben nicht nachhaltig produzieren. Wer dann also beispielsweise meint, durch Umweltverschmutzung, Kinder-/Sklavenarbeit, Tierqual oder Schädigung des Klimas besonders günstig produzieren zu können, muss dann, wenn er seine Sachen hier in Deutschland verkaufen will, für jede dieser Missetaten nicht nur eine Kennzeichnung auf seinem Produkt anbringen, sondern dafür auch noch bezahlen.
Da würde man doch Marktmechanismen mal sinnvoll nutzen, denn auf diese Weise würden schädliche Produkte teurer und nachhaltige günstiger.
Anders als über eine Verringerung ihres Profits bekommt man ja die meisten Unternehmen nicht dazu, sich mal weniger unsozial zu verhalten. Und wenn es sich dann nicht mehr rechnet, Tiere zu quälen, Menschen in der Lieferkette irgendwo in anderen Ländern auszubeuten und die Umwelt zu verdrecken, dann dürften die meisten Firmen wohl auch davon absehen.
Das Gute daran wäre, dass so etwas nicht einfach durch eine Produktionsverlagerung ins Ausland umgangen werden könnte, denn es geht ja darum, wo die Produkte verkauft werden (nämlich hier in Deutschland), und nicht, wo sie hergestellt werden.
Klingt doch nach einer recht coolen Sache, oder?
Das einzige dann dagegen vorgebrachte Argument, was ich mir vorstellen könnte, wäre, dass viele Menschen mit wenig Geld sich dann etliche Sachen nicht mehr leisten könnten, die nun eben deswegen so billig sind, weil sie Mensch, Tier und Umwelt schädigen. Da ist natürlich schon was dran, vor allem in Hinblick auf die zunehmend wachsende Zahl von Armen bei uns im Land.
Allerdings ist das auch schon recht zwiespältig, denn Politik und Wirtschaft schaffen diese Mangelsituationen ja erst durch niedrige Löhne, Sozialstaatsabbau (Stichwort Hartz IV und Rentenkürzungen), Mietenexplosion usw., die dann dazu benutzt wird, um destruktive Verhaltensweisen von Unternehmen und mangelnde politische Regulierung zu rechtfertigen. Nicht ganz sauber, oder? Denn daran, dass viele Leute auf (oft auch nur mäßig gesunden) Billigmampf aus Discountern angewiesen sind, könnte man ja durchaus was ändern, wenn man denn nur wollte.
Na ja, ich weiß ja im Grunde schon, dass so eine Idee, nur weil ich in meinem Blog darüber schreibe und sie für gut befinde, nicht gleich verwirklicht wird bzw. ohnehin kaum Aussicht besteht, dass neoliberale Parteien so etwas Bürgerfreundliches umsetzen würden. Aber zumindest kann man sich ja mal ein paar Gedanken darüber machen, was besser laufen könnte – und sich die Frage stellen, warum denn bitte solche Ideen nicht mal von der Politik zumindest diskutiert werden.
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