Die Homöopathie beruht auf drei Grundprinzipien, ihren "Säulen". Welche sind das und wie sieht es mit deren Tragfähigkeit aus?

Das sind

  • das Ähnlichkeitsprinzip: die Annahme, Ähnliches könne Ähnliches heilen (simila similibus curentur), also müsse ein Stoff, der bestimmte Symptome auslöse, auch in der Lage sein, solche Symptome zu heilen; Hahnemann war so überzeugt von diesem zentralen Dogma, auf dem in der Tat die ganze Homöopathie beruht, dass er es als "sein göttliches Gesetz" bezeichnete.
  • die Arzneimittelprüfung am Gesunden: die Annahme, aus der Gabe irgendwelcher (ja, potenziell aller) Stoffe könne man ablesen, welche Symptome diese erzeugen (damit die „ähnlichen“ Symptome beim Kranken mit diesen Stoffen geheilt werden können) und
  • das Potenzierungsprinzip: die Behauptung, immer wiederholte Verdünnungen der Mittel (bis in astronomische Größenordnungen) seien eben keine „Verdünnungen“, sondern durch „rituelle Schüttelschläge“ des Verdünnungsgefäßes bei jeder Stufe würde eine „geistige Arzneikraft“ aus den ursprünglichen Stoffen frei, die mit zunehmendem Verdünnungsgrad „stärker“ werde.

Ein Ähnlichkeitsprinzip („Simileprinzip“) in dem Sinne, dass Ähnlichkeiten in der Natur mit menschlichen Belangen zusammenhängen, gibt es nicht. Diese Annahme war eine Hilfsannahme aus der vorwissenschaftlichen Zeit, als man keine wirklichen Verbindungen zwischen Ursachen und Wirkungen feststellen konnte, und dem „magischen Denken“ verhaftet, das bis in die Frühantike zurückreicht. Lange war man der Ansicht, dass die Natur "zweckgerichtet" auf den Menschen hin geschaffen sei, man nennt dies Anthropozentrismus. Von dieser - auch religiös vorgeprägten - Annahme musste man sich angesichts zunehmender wissenschaftlicher Erkenntnisse schon recht früh verabschieden (mehr hier).

In einer sogenannten homöopathischen Arzneimittelprüfung am Gesunden jemand „irgendetwas“ (buchstäblich jede beliebige Substanz, normalerweise bereits in hohen homöopathischen „Potenzen“) zu geben und ihn daraufhin jede Kleinigkeit aufzeichnen zu lassen, die er bei sich als Veränderung empfindet – das hat mit einer Erforschung von Ursache und Wirkung nichts zu tun. Hier werden Zufälligkeiten, Reaktionen auf alle möglichen Ursachen und individuelle Befindlichkeiten erfasst, nichts, was objektiv Rückschlüsse auf eine therapeutische Verwertbarkeit des gegebenen Mittels zuließe. Vergleichende „Arzneimittelprüfungen“ – auch gegen Placebos – haben demgemäß auch keinerlei verwertbare Übereinstimmungen erbracht. Was nicht wundert, da ein Funktionieren der Arzneimittelprüfung ja schon ein Funktionieren des Ähnlichkeitsprinzips voraussetzt. Trotzdem wird aber praktisch alles erfasst, was solche Arzneimittelprüfungen scheinbar hergeben - so sind die aufgezeichneten „Ergebnisse“ inzwischen allein von der Menge her schon nicht mehr überschaubar und auch widersprüchlich.

Direkt gegen naturwissenschaftliche Grundsätze, die sich in Alltag und Technik täglich bewähren, verstößt das Potenzierungsprinzip, die Annahme, aus den Stoffen werde im Verlaufe ihrer geradezu astronomischen Verdünnungen (selbst eine „Niederpotenz“ von etwa D8 bedeutet schon einen Tropfen auf den Bodensee) durch „Verschütteln“ irgendwelche niemals näher beschriebenen „Arzneikräfte“ freigesetzt. So etwas ist naturgesetzlich nicht möglich. Eine Verdünnung ist und bleibt eine Verdünnung, aus dem Urstoff setzt sich auch durch rituelles Schütteln nichts frei, sondern er bleibt erhalten – er wandert während des „Potenzierungsvorgangs“ schlicht nach und nach in den Ausguss. Hahnemann dachte wirklich noch, das "Materielle" der Ausgangssubstanz würde sich in die "geistige Arzneikraft" regelrecht "umwandeln".
Schon in Niederpotenzen ist nicht mehr genug Substanz für eine arzneiliche Wirkung enthalten, ab einer „Potenzierung“ von C12 / D24 kein einziges Molekül mehr davon. Und auch das Anführen einer ominösen (weil nicht sinnvoll definierten) „Energie“ oder gar einer „Information“ als dem Ergebnis des Potenzierungsprozesses ist unsinnig und unvereinbar mit bestens gesicherten wissenschaftlichen Erkentnissen.

Die „drei Säulen“ der Homöopathie sind jede für sich unhaltbar. Sie hängen voneinander ab, eine allein genügt deshalb schon, um das Gebäude der Homöopathie zum Einsturz zu bringen.


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