Impfen ist die Maßnahme mit dem besten Wirkungsgrad. Zwei Termine, zwei kleine Stiche und das persönliche Risiko sinkt um zwei Größenordnungen. Der eigene Beitrag zur Pandemie sinkt um eine Größenordnung. Keine andere hat so wenig Nachteile und so eine große und vor allem nachhaltige Wirkung.
Deswegen setzen wir zu Recht auf eine möglichst stark durchgeimpfte Bevölkerung. Das ist kein Fehler.
Wie wir daran gehen, das ginge noch besser.
Wer wirklich hohe Impfquoten haben will, der muss es vor allem leicht, machen, sich zu impfen. Die Zahle der echten Impfgegner ist trotz deren Lautstärke klein. Viele haben es einfach noch nicht geschafft, diese Menschen müssen wir mit einer Vielzahl niederschwelliger Angebote erreichen.
Impfzentren offen halten
Wir sollten die Impfzentren offen halten. Ohne Termine, für alle Impfberechtigten, ohne Hürden. Natürlich können wir die Kapazität etwas herunterfahren, dennoch sollte es einen Ort geben, an den man einfach fahren kann und sich impfen lassen kann. Spontan und ohne Zögern.
Es kann Sinn machen, mit weniger Betrieb umzuziehen an andere Orte. Aber es sollte diese Anlaufstellen weiter geben.
Mobile Impfteams
Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet halt zum Berg kommen. Wir sollten überall mobil impfen, wo wir können. Zoos, Vergnügungsparks machen Sinn, wegen der niedrigen Impfquote der Kinder. Ausgehviertel, um die jungen Erwachsenen zu erreichen.
Wochenmärkte, Fußgängerzonen, überall wo Menschen sich versammeln sollten wir ihnen Impfangebote machen.
Impfen bei Veranstaltungsbesuchen
Ich bin eher dafür, Veranstaltungen nur Geimpften (und Genesenen) zugänglich zu machen. Das liegt an der geringeren Inzidenz der Geimpften, der geringeren Empfänglichkeit und der geringeren Chance, selber andere anzustecken.
Wenn man sich entscheidet, Veranstaltungen auch für nur Getestete zugänglich zu machen, sollte man ihnen immer auch ein Impfangebot machen. Da haben sie sich gerade über die Testpflicht geärgert, dann bietet man ihnen doch die Chance, die Tests loszuwerden.
Impfen in Brennpunktvierteln
Die Inzidenz unterscheidet sich sehr stark je nach Wohnlage. Der sozioökonomische Status bestimmt massiv darüber mit, wie häufig sich Menschen anstecken und auch, ob sie schon geimpft sind.
Wir sollten in diese Viertel und immer wieder Impfaktionen machen. Immer wieder.
Impfen Tür zu Tür
Manche Menschen wird man ganz zu Hause erst erreichen können. Wir sollten tatsächlich von Tür zu Tür gehen und jedem ein Impfangebot machen. Wir haben etliche hunderttausend Freiwillige im Katastrophenschutz. Wir sollten von Tür zu Tür gehen und den Menschen individuell ein Angebot machen. Jedem Menschen hinter jeder Tür.
Diese Teams sollen nicht impfen. Wenn sie eine impfwillige Person haben, kommt das Impfteam und macht das zu Hause auf dem Sofa. Niederschwelliger geht es nicht.
Impfen ohne Impfpass
Manche Menschen hängen daran, dass sie ihren Impfpass nicht gefunden haben und sich jetzt nicht trauen, sich ohne impfen zu lassen. Dokumentation ist wichtig und der Impfpass ist erst recht wichtig. Das darf aber einer Impfung nicht im Wege stehen.
Wir müssen aufklären, dass der Impfpass nicht Bedingung für eine Impfung ist. Wir müssen alle Menschen mit allen Ausreden einladen, sich impfen zu lassen.
Impfen für Wanderarbeiter
Wir sollten ein Impfangebot für Wanderarbeiter machen. Der Termin ist verpflichtend, die Impfung freiwillig. Jeder Wanderarbeiter, ob für die Landwirtschaft oder für den Bau muss vom Arbeitgeber zu einem Impftermin gebracht werden.
Die Impfung selber ist dann freiwillig. Niederschwellig.
Impfen an der Grenze Impfen zum Visum dazu
Wir sollten an der Grenze ein Impfangebot machen. Am Flughafen als Teil der Einreise. Passkontrolle, Impfangebot. Das Gespräch ist verpflichtend, die Impfung freiwillig.
Wir können auch direkt in den deutschen Botschaften bei der Visumsvergabe impfen. Schön, dass sie zu uns kommen wollen. Erstimpfung bei der Visumsbeantragung, Zweitimpfung bei der Abholung. Willkommen in Deutschland, danke für Ihre Solidarität.
Impfen von Immunsupprimierten
Aktuell tun wir uns schwer, außerhalb der Zulassung und außerhalb der StIKo-Empfehlung zu impfen. Es gäbe ein paar Gruppen, die davon profitieren würden, wenn wir hier etwas offensiver off-label impfen würden. Die Immunsupprimierten gehören dazu. Es gibt erste Daten, dass die Antikörper-Titer nach der Dritt- und Viertimpfung auch bei den Patienten, bei denen nach zwei Impfungen noch kein Titer da ist, ansteigen.
Hier sollten wir, ärztlich beraten und medizinisch indiziert, viel offensiver die Möglichkeiten nutzen, die wir haben, jetzt da die verfügbare Impfstoffmenge die Nachfrage übersteigt.
Impfen in der Uni, Berufsschule
Junge Erwachsene gehören zu den Gruppen mit den niedrigsten Impfquoten. Das eigene Risiko ist klein aber nicht null. Und auch der Eindämmungsbeitrag ist wichtig. Wir sollten auch diese Menschen auf allen möglichen Wegen erreichen.
Impfungen auf Uni-Kampussen, in Berufsschulen, überall wo junge Erwachsene zusammenkommen sollten wir sie erreichen wollen.
Impfen in der Schule
Und ja, auch impfen an der Schule gehört dazu. Die Ü12 haben eine Empfehlung. In meiner Kindheit war das selbstverständlich. Wir sollten an den Schulen impfen.
Es gibt einen eigenen Artikel zur Impfung an Schulen, daher hier nur die Zusammenfassung.
Die Eltern müssen den Zettel ausfüllen. Sie haben die Wahl, ob sie ihr Kind impfen lassen wollen oder nicht, sie müssen aber die Frage beantworten.
Jedes Kind kommt zum Impfteam in den Raum, jedes Kind bekommt das Pflaster, nur die Kinder mit Impfwunsch werden auch geimpft. Schweigepflicht ist gewahrt, Ausgrenzung unwahrscheinlich. Die Impfung wird aber so niederschwellig wie nur irgend möglich.
Es gibt 3 Termine im Abstand von je drei Wochen. Kinder sollen die ersten beiden nutzen. Der dritte ist für die, die sich umentscheiden und beim zweiten Termin die erste Impfung bekommen und beim dritten Termin den Booster.
Für die U12 wird die Impfaktion vorbereitet und läuft an, sobald es eine Zulassung gibt. Sie wird nochmal wiederholt. Und nochmal. Und nochmal, wenn die Empfehlung der StIKo kommt. Niederschwellig und häufig und gleichzeitig weiterhin freiwillig.
Keine Strafen aber Einschränkungen
Ich bin weiterhin gegen Strafen oder Sanktionen für nicht-Impfwillige. Es sollte erstmal einfach freiwillig bleiben.
Ich bin für eine unterschiedliche Behandlung von Geimpften und Ungeimpften, weil sie sich in der Inzidenz und der Wahrscheinlichkeit, andere anzustecken, unterscheiden. Das mag sich wie ein Strafe anfühlen, klar. Das ist nicht gewollt. Gewollt ist hingegen die notwendigen Eindämmungsmaßnahmen nur auf die Bevölkerungsteile anzuwenden, die auch zur Ausbreitung der Pandemie beitragen. Und das sind leider die nicht-Geimpften.
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