Heute, wie viele Kollegen auch, möchte ich an den Todestag von Paul Celan erinnern. Er schrieb die Todesfuge als Schicksalsgedicht seiner Verarbeitung des Holocausts. Hier möchte ich Teile seines Werkes in meiner Art wiedergeben. Wenn er heute leben würde, hätte er sicher den Nobelpreis gewonnen. Er wäre erst 102 Jahre alt! Seine Lyrik ist unnachahmlich, sprachgewaltig. Celan ist mir heilig geworden! Danke für so viel Inspiration!


blauer regen unter aschfahlem himmel


ich sehe regen im hain

dann der wortballast der cumulusstratuswolken gewaltig schwerelos

nur ein ast am gewurzelten baum

bewegt seine glieder

einfach schnittig lupenrein

das licht des mondes

um den himmelswagen zu leuchten

nur bittersüß und holunder in den kiemen der nacht

ich flüchte der träume

klamm in den wegen des wagens

der nordstern brüllt von heimat und finsternis

ich erschwere dem regen den blitz

der zuckt

die wolken sind mächtig

sind wach und groß

sie himmeln mich an

ich falte dem gewitter den boden auf

nur wer wird vergehen dem luftgrab der tauben

margarete dein bett ist in geflutetem rot

doch durstig der rote schluck

verlasse den hohlraum

du wirst mit den schlangen uneins

der wetterhelian liegt und schläft tief in der macchia

und ich bete hinzu.


Uwe Kraus 02.10.2018 -

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