Berlin 19.07.2021 #Katastrophenschutz #BBK #Hochwasser
Nach der Flutkatastrophe will man wohl wieder zurück zur "guten alten Sirene" und das gibt der BBK Chef selbst zu. Doch warum?
Aus Fehlern gelernt?
2020 veranstaltete das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) einen Bundeswarntag. An jenem Tage sollten in Deutschland alle Bewohner gleichzeitig gewarnt werden. Dafür wollte man neben den noch vorhanden Sirenen auch die Apps NINA und Katwarn nutzten, doch der Tag war ein großer Reinfall. Am Ende wurde der Posten des BBK Präsidenten neu besetzt. Armin Schuster war bist dato Mitglied der CDU und Abgeordneter im Bundestag und wurde im November zum höchsten Katastrophenschützer. Nach all den Pannen zum Warntag wollte auch Seehofer Dinge "neu ... ordnen" und sich persönlich darum kümmern.
Nach der Wende und somit ohne den Ostblock entschied man sich in vielen Teilen des Landes zur Demontage von Sirenen. 80.000 Anlagen gab es 1993 und die Gemeinden und Kreise hätten diese vom Bund beziehungsweise BBK übernehmen können. 2015 gab es nach Angabe des BBK nur noch 15.000 Sirenen. Schon im März hieß es in einem Konzept: "Ungeachtet der Möglichkeiten, die sich aus der fortschreitenden Digitalisierung ergeben, ist auch der Ausbau und Betrieb analoger Warnmedien, wie zum Beispiel ein modernes Sirenennetz, wichtig."
Eine bundesweite Übersicht, wo diese Anlagen überhaupt stehen gibt es bisher nicht. Bis Ende des Jahres soll so eine Übersicht jedoch erstellt werden, wenn alle Länder und Kommunen dabei mitspielen. Das BBK ist auf deren Mithilfe angewiesen.
Ohne Strom keine Warnung?
Was nach einer zu einfachen Binsenweisheit klingt: Schien beim Katastrophenschutz lange nicht angekommen zu sein. Beim diesjährigen Hochwasser mit über 160 Todesopfern zeigt sich diese Wahrheit auf tragische Weise. Es wurde zwar über NINA oder auch Katwarn gemeldet, jedoch erreichten diese Meldungen oft niemanden. Nach tagelangen Regenfällen folgten erste Überschwemmungen und dem damit verbunden Ausfall von Strom und Sendeanlagen. Die Bewohner dieser Landstriche hätte man nur noch über UKW, Sirenen oder durch die Feuerwehr/Polizei warnen können. Die angespannte Wetterlage war schon Tage vorher bekannt.
Das EU-Hochwasserwarnsystem EFAS soll schon zum Anfang der vergangen Woche eine "extreme Flutwarnung" gemeldet haben. Der Deutsche Wetterdeinst will diese anschließend den Behörden übermittelt haben. Trotzdem sollen die einzelnen Sirenen weitgehendst stumm gewesen sein und auch Warnungen durch Polizei oder Feuerwehr gab es wohl nur vereinzelt. Schon recht schnell nach der Katastrophe machten Betroffene immer wieder diese Angaben. Wenn es eine Warnung gab, soll diese nicht immer die ernsthafte Lage wiedergegeben haben.
Und auch die lokalen Öffentlich Rechtlichen Sendeanstalten bekleckerten sich nicht immer mit Ruhm. Gerade der WDR versagte regelrecht bei der Warnung der Bevölkerung.
Das die jetzigen Möglichkeiten nicht ausreichen sind erkennt auch der Bund:
Für mehr Sirenen legte der Bund einen Fördertopf mit insgesamt 88 Millionen Euro auf, doch für die Wartung und den Betrieb dieser Anlagen müssen die Länder selbst aufkommen. Ministeriumssprecher Steve Alter über den Prozess des Förderprogramms: "Seit dem Frühjahr laufen mit den Ländern Abstimmungen zum Förderprogramm für den Aufbau und die Ertüchtigung der Sirenen". In einem Interview mit dem Deutschlandfunk äußerte sich der Präsident wie folgt: "Und deswegen wollen wir auch die gute alte Sirene zurückhaben."
Dennoch bleibt die Frage: Reicht das?
In dem Interview heißt es auch, es würde ein Projekt für mehre Jahre sein.
Doch kann das die Lösung? Reicht das?
Eine einfache Antwort kann es wohl kaum geben. Unser Katastrophenschutz muss genau überprüft werden und nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern eben auch wie gut man im Warnen ist. Nur wenn die Bevölkerung gewarnt wurde, ist diese in der Lage sich selbst zu retten. In einigen Situationen reicht die Zeit nicht mal aus um das Nötigste zu packen, jedoch kann sich ein Großteil unsere Bevölkerung noch selbst in Sicherheit bringen. Lösungen die ständig Strom verbrauchen sind dabei oft nicht zielführend. Eine weitere Lösung gibt es aber noch: UKW. Die Ultra Kurz Welle ist eine analoge Sendetechnik. Zudem ist diese einfach, robust und verbraucht weniger Strom als die digitale Sendetechnik. Noch verfügen die meisten Sender über UKW-Sendeanlagen und mithilfe eines Stromaggregates kann man sehr lange damit senden. Leider gibt es nicht mehr in allen Haushalten ein Gerät zum Empfang dieser "Uralt-Technik", jedoch sind Geräte nicht sehr teuer. UKW-Kurbelradios gehen ab etwa 20 € los und einige Geräte können sogar das Handy aufladen. Manche lassen sich auch mit einer Powerbank koppeln und man spart sich das "kurbeln". Der Rundfunk kann eine gute Warnmöglichkeit sein, wie es das Lokalradio Radio Wuppertal zeigte. Ausführlicher und besser informierte man dort die Bevölkerung und das eben auch über UKW. Wenn der Strom ausfällt und das Internet somit nicht erreichbar ist, sind solche Sender eine gute Möglichkeit um die Bevölkerung zu informieren und zu warnen.
Und das Hochwasser zeigt noch eins
Die Kreise und kreisfreien Städte entscheiden selbstständig was sie mit den Meldungen machen und wie sie warnen, doch das ist seltsam. Hochwasser und andere Naturkatastrophen machen selten HALT an einer Grenze. Wetterwarnungen lagen schon länger vor und man hätte sich vorbereiten können. Oft wirken Gemeinden nicht sehr gut auf solche Fälle vorbereitet, was zum Teil an der personellen Ausstattung liegt und zum anderen an der Finanzierung. Während Wuppertal mit der Radio informieren kann und auch noch Sirenen nutzten kann, sieht es in anderen Regionen schlechter aus. Auch wenn der Bund die Neuanschaffung bezahlt: Ist nicht jedes Land oder Kreis in der Lage die Unterhaltungskosten zu zahlen. In den Zeiten des Klimawandels ist mit immer mehr solchen "Jahrhundertereignissen" zu rechnen.
Der Staat trägt für seine Bürger hier eine große Verantwortung und ein Teil des Lösung sollte ein gut-vernetzter Katastrophenschutz sein. Gebündelte Kompetenz und die bundesweite Möglichkeit richtig und zeitgerecht eine Warnung abzusetzen könnte eine Lösung sein. Vor Hochwassern sollte man eben auch rechtzeitig warnen. Am Besten auch so, dass jeder die Warnung verstehen kann, was heute mehrfach nicht so ist.
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Verwendete Quellen:
- politico.eu: Over 100 die in Germany, Belgium floods despite early warnings
- BBK - BBK (WEB-Archive) Archive
- EFAS
- Deutschlandfunk AUDIO/ONAIR
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