Berlin - Die Zahl der Beschäftigten, die ihren Lohn mit ergänzenden Leistungen des Arbeitslosengelds II aufstocken, bleibt hoch. Das berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben) unter Berufung auf die Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage des Linksfraktionschefs Dietmar Bartsch.

Im Dezember 2020 waren demnach 475.514 Erwerbstätige leistungsberechtigt für Arbeitslosengeldzahlungen. Insgesamt sank der Anteil der Aufstocker unter allen Beschäftigten von 1,6 Prozent im Jahr 2019 (520.128 erwerbstätige Leistungsberechtigte) auf 1,4 Prozent im Jahr 2020. In vielen systemrelevanten Berufen bleibt er der Antwort aus dem Bundesarbeitsministerium zufolge aber hoch. So mussten im Dezember 2020 10.862 Beschäftigte in der Altenpflege, 8.249 Beschäftigte in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie bei Rettungsdiensten und in der Geburtshilfe und 44.258 Beschäftigte in der Lagerwirtschaft, Post und Zustellung und beim Güterumschlag aufstocken.

Auch 36.515 Verkäufer mussten als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Aufstockerleistungen beantragen. Auch ist der mittlere Durchschnittsverdienst in einigen systemrelevanten Berufen demnach gesunken. So lag der Median bei Berufen für Post- und Zustellerdiensten 2019 noch bei 2.593 Euro, 2020 um zehn Euro niedriger bei 2583 Euro. Deutliche höhere Verdienste gab es dagegen in der Pflege.

Gesundheits- und Krankenpfleger verdienten im Mittel 2020 mit 3.610 Euro 93 Euro mehr als noch 2019. Altenpflegerinnen und Altenpfleger verdienten im Mittel sogar 134 Euro mehr - 2.912 Euro im Jahr 2020. Neben den rund 476.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten gab es laut der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auch rund 259.000 ausschließlich geringfügig Beschäftigte sowie rund 78.000 Selbstständige, die Anspruch auf eine Aufstockung hatten. Dennoch äußerte Bartsch deutliche Kritik.

"Die Helden des Alltags stehen vielfach Schlange im Sozialamt. Dass zehntausende Pflegekräfte, Verkäuferinnen und Paketboten mitten in der Pandemie aufstocken müssen, weil ihr Lohn nicht zum Leben reicht, ist der Gipfel der Heuchelei", sagte der Linksfraktionschef den Funke-Zeitungen. Er forderte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) auf, einen Plan für höhere Löhne in systemrelevanten Berufen vorzulegen.

Foto: Jobcenter in Halle (über dts Nachrichtenagentur)

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