Straßburg - Der Plan von EU-Parlamentspräsident David Sassoli, im Juni nach monatelanger Coronapause wieder eine Plenarsitzung in Straßburg abzuhalten, stößt bei Abgeordneten auf Unverständnis. Das berichtet der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe.

Ihnen und ihren Mitarbeitern droht bei der Rückkehr nach Brüssel eine Quarantänepflicht, da sie sich mehr als 48 Stunden in einer französischen Stadt aufhalten müssten. "Das ist völlig abstrus", sagte der Grünen-Abgeordnete Daniel Freund dem Magazin. Die Mitarbeiter könnten sieben Tage danach ihre Kinder nicht mehr zur Schule bringen und müssten sich sogar von ihren Familien isolieren. Ähnlich äußerte sich der CDU-Abgeordnete und zweifache Vater Dennis Radtke: "Soll ich mich nach der Rückkehr in meinem Zimmer einschließen?" Auch Linken-Co-Fraktionschef Martin Schirdewan hält es für "totalen Unsinn, erst die Mitarbeiter nach Straßburg zu bringen und sich dann in Brüssel die Arbeitsfähigkeit zu nehmen".

Zudem sei es verfrüht, "mitten in einer noch anhaltenden Gesundheitskrise" eine solche Reise zu veranstalten. Wegen der Pandemie hat das EU-Parlament seit März 2020 nur einmal in Straßburg eine Sitzung begonnen, was die Debatte über den Sinn mehrerer Standorte neu entfacht hat. Die 705 Abgeordneten und mehrere Tausend Mitarbeiter reisen zwölfmal im Jahr von Brüssel ins Elsass und verursachen dabei Kosten in Höhe von rund 110 Millionen Euro.

Foto: EU-Parlament in Straßburg (über dts Nachrichtenagentur)

Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?

Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: