Berlin - In der Debatte um eine verschärfte Euro-7-Abgasnorm greift der ADAC die Automobilindustrie an. "Wir erleben derzeit eine aufgeheizte Diskussion, die der Sache nicht angemessen ist und dem Ziel schadet", sagte der ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben).

"Hier reihen sich auch Weltuntergangsszenarien ein, die den Tod des Diesel- und Benzinmotors heraufbeschwören, bevor überhaupt ein konkreter Verordnungsentwurf vorliegt." Die EU-Kommission berät derzeit über eine Verschärfung der Abgasnorm. Eine neue Euro-7-Norm könnte ab 2025 gelten. Von deutschen Automobilverbänden werden die bisherigen Pläne abgelehnt. "Übersehen wird oft, dass viele neue Pkw mit Verbrennungsmotor die bisherigen Grenzwerte bereits heute teilweise deutlich unterschreiten. Somit werden neue Fahrzeugmodelle höhere Anforderungen beim Schadstoffausstoß erfüllen können und müssen", sagte Schulze. Deshalb hätten moderne Verbrennungsmotoren auch weiterhin eine Zukunft. Die Diskussion über eine Anpassung der Grenzwerte und Prüfverfahren begrüßte der ADAC-Technikpräsident: "Dazu gehören die Einbeziehung weiterer gesundheitsschädlicher und klimaschädlicher Gase sowie die Überarbeitung teurer und aufwändiger Messverfahren. Hier besteht Optimierungspotential, der auch die Automobilhersteller entlastet", sagte Schulze.

Statt einer Verbotsdiskussion brauche es ein klares Bekenntnis zum Verbrenner, solange dieser sauber sei. Zugleich sei eine Weiterentwicklung der Fahrzeuge und der Kraftstoffe notwendig. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) erneuerte hingegen seine Kritik an einer verschärften Abgasnorm nach Vorgaben, wie sie etwa das Beratergremium Advisory Group on Vehicle Emission Standards (AGVES) empfiehlt.

"Die geplanten Vorgaben für Euro 7 sind technisch praktisch nicht zu schaffen. Die EU-Kommission betreibt hier eine Verbotspolitik durch die Hintertür und will sich einer offenen und breiten Diskussion entziehen", sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller den Funke-Zeitungen. Die aktuellen Überlegungen seien "letztlich sogar klimaschädlich", argumentierte Müller. "Die Bestandserneuerung kommt so nicht rasch genug voran, stattdessen werden viele Verbraucher die bisherigen Fahrzeuge weiter halten und fahren."

Zudem würde der Wandel verzögert und verteuert werden, wenn der Verbrennungsmotor nicht mehr eingesetzt werden würde.

Foto: Luft-Messstation (über dts Nachrichtenagentur)

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