Berlin - Der Vorstoß von CSU-Chef Markus Söder, Atomkraftwerke länger laufen zu lassen und Gasförderung mit der Fracking-Technologie zu prüfen, ist in der Ampelkoalition auf ein geteiltes Echo gestoßen. Das berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben).

Beim Fracking in Deutschland sei er "eher skeptisch, weil allein der Aufbau der notwendigen Infrastruktur zu lange dauern würde", sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki den Funke-Zeitungen. "Sinnvoller erscheint es mir, sofort aus der Gasverstromung auszusteigen und dafür die Laufzeit der Kernkraftwerke um zwei Jahre zu verlängern." Grünen-Chefin Ricarda Lang nannte die Gedankenspiele aus Bayern "nicht hilfreich". Atomkraft mache heute nur noch fünf Prozent am Strommix aus - "bei hohen Kosten und völlig unwägbaren Risiken".

Der richtige Weg sei der beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien. "Dazu müssen jetzt alle - Bund, Länder und Kommunen - auf allen Ebenen handeln und Hürden beseitigen", forderte Lang. "Hier sollte auch Markus Söder mitziehen, statt weiter über Atomkraft zu sinnieren." Söder hatte zuvor den Funke-Zeitungen gesagt: "Wir müssen ergebnisoffen prüfen, was geht und sinnvoll ist. Verbote könnte man aufheben. Wir haben als Volksvertreter sogar die verfassungsmäßige Pflicht, in solch außergewöhnlichen Krisenzeiten alle Optionen unvoreingenommen im Blick zu haben."

Die USA hätten sich durch Fracking vom Nahen Osten völlig unabhängig gemacht. Zugleich forderte Söder den Weiterbetrieb von fünf deutschen Atomkraftwerken.

"Es ist ein schwerer ideologischer Fehler, die drei vorhandenen Kernkraftwerke zum Jahresende abzuschalten. Sie liefern Strom für zehn Millionen Haushalte", sagte er. "Wir sollten fünf Kernkraftwerke für fünf weitere Jahre laufen lassen, um genügend Zeit zu haben, die ehrgeizigen Ziele für die erneuerbaren Energien umzusetzen."

Foto: Atomkraftwerk (über dts Nachrichtenagentur)

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