Georg Soldner ist stellvertretender Leiter der Medizinischen Sektion am Goetheanum, Freie Hochschule für Geisteswissenschaft in Dornach, Schweiz. Dr. Thomas Breitkreuz ist leitender Arzt im Paracelsus Krankenhaus in Filderstadt. Beide Herren haben zusammen einen Artikel mit dem Titel „COVID-19“ verfasst. In dieser Publikation wird die anthroposophische Therapie einer COVID-19 Infektion im Detail dargestellt.

Hier lesen wir z.B., dass anthroposophische Arzneimittel eine „adäquate und breit verfügbare Behandlungsstrategie darstellen.“ Zur Behandlung einer akuten Erkrankung werden folgende Mittel zur oralen Einnahme oder Injektion empfohlen:

  • Infludoron Streukuegelchen WELEDA
  • Gelsemium comp. Globuli velati WALA
  • Meteoreisen Inject Amp.WALA
  • Pulmo/Vivianti comp. Amp. WALA
  • Pneumodoron 1 Dil. WELEDA
  • Pneumodoron 2 Dil. WELEDA
  • Argentun D30/Echinacea D6 Amp. WELEDA
  • Gentiana lutea, eth. Dec. D1 WELEDA
  • Absinthium D1/Resina laricis D3 WELEDA
  • Camphora D3 Amp. WALA
  • Camphora D1 Dil. WELEDA
  • Cardiodoron Tr. Amp. WELEDA
  • Verbascum comp. Dil. WELEDA
  • Formica ex animale D8 Amp. WALA
  • Equisetum/Stannum Amp. WALA
  • Renes/Equisetum comp. Glob. Amp. WALA
  • Carbo Betulae D20 Amp. WELEDA
  • Carbo Betulae D8/Crataegus D2 Amp. WELEDA
  • Argentum metallicum praep. D30 Amp. WELEDA
  • Lachesis D20 Amp. WELEDA
  • Stibium metallicum praep. D6 Amp. WELEDA
  • Kalium aceticum comp. D6 Amp. WELEDA
  • Renes/Cuprum Amp. WALA
  • Renes/Equisetum comp. Amp. WALA

Die optimale Wahl und Dosierung dieser Mittel wird durch das Krankheitsbild und den jeweiligen Organbefall bestimmt und in dem Artikel ausführlich erläutert.

Die meisten von uns werden die in der Liste aufgeführten Mittel nicht kennen. Hier greife ich mir exemplarisch die zwei erstgenannten heraus und zitiere was die Hersteller dazu meinen:

Die Infludoron® Streukügelchen eignen sich schon ab dem Säuglingsalter zur Behandlung eines grippalen Infekts und sind somit bei fieberhaften Erkältungen für die ganze Familie geeignet. Werden sie gleich bei den ersten Anzeichen eingenommen, können Infludoron® Streukügelchen den Ausbruch einer Erkältung oft noch verhindern oder abmildern. Ist die Erkältung da, mit Symptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen, unterstützt die Kombination aus Eisenphosphat und ausgewählten Pflanzenzubereitungen die Selbstheilungskräfte und lindert die Beschwerden. Eisenhut beruhigt bei Fieber und erkältungsbedingten Schmerzen. Eisenphosphat wirkt ordnend auf entzündliche Reaktionen in den Atemwegen. Zaunrübe und Wasserdost strukturieren den Stoffwechsel und regulieren eine vermehrte Schleimbildung.

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WALA Gelsemium comp., Globuli velati unterstützen die körpereigenen Abwehrkräfte und helfen bei grippalen Infekten, die mit Kopfschmerzen einhergehen.

Wirkung

Bewährte Komposition bei grippalen Infekten mit Kopf- und Gliederschmerzen und starker Abgeschlagenheit

Weitere Vorteile und Besonderheiten

- Natürlich wirksam

- Frei von Alkohol und Gluten

- Praktische Anwendung – zuhause und unterwegs

- Wirksamkeit und Verträglichkeit in der Praxis bewährt

- Für jede Altersgruppe geeignet, bereits ab dem Säuglingsalter

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Für Laien mag das vielleicht alles ganz in Ordnung klingen. Für Eingeweihte ist es jedoch pseudomedizinischer Unfug. Für keines der o.g. Mittel ist die Wirksamkeit belegt. Und schon gar nicht bei COVID! Um es ganz deutlich zu sagen: Die Verwendung der in dem Artikel genannten anthroposophische Behandlung würde zwar den Firmen WELEDA und WALA gut tun, dem COVID Patienten jedoch sicher nicht. Im Gegenteil, jeder COVID Infizierte, der auf diese Mittel vertraut, gefährdet sein Überleben.

Und wieso werden sie dann gegen COVID angepriesen?

Gute Frage!

Um sie zu beantworten, lohnt es sich, kurz ins Internet zu schauen. Von Herrn Soldner finde ich dort zwei vielsagende Äußerungen:

Und welches Blatt hat diese. Anleitung zur anthroposophischen Lebensverkürzung publiziert? Es ist ‚Der Merkurstab‘, eine Zeitschrift, die auf Anthroposophische Medizin spezialisiert ist. Herausgeber sind die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft, Medizinische Sektion, Dornach/Schweiz, und die Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland e. V., München. Die Liste des wissenschaftlichen Beirats dieses Journals lässt tief blicken:

Dr. phil. Bettina Berger, Faculty of Health, Witten/Herdecke University
Dr. rer. medic. Mathias Bertram, Faculty of Health, Witten/Herdecke University
Prof. Dr. med. P. Markus Deckert, Zentrum für Innere Medizin, Klinikum Brandenburg
Dr. med. et Dr. med. h.c. Michaela Glöckler, Goetheanum – School of Spiritual Science, Dornach
Prof. Dr. phil. Rüdiger Grimm, Institute for Curative Education and Social Therapy, Alanus University of Arts and Social Sciences, Alfter
Viola Heckel, M.A., Music Therapy, Klinik Arlesheim
Rolf Heine, Akademie für Pflegeberufe an der Filderklinik
Prof. Dr. med. Peter Heusser, Professor of Medical Anthropology in the Faculty of Health at Witten/Herdecke University
Prof. Dr. med. Ralf-Dieter Hofheinz, Medical Faculty Mannheim, Heidelberg University
Dr. med. Robert Kempenich, Strasbourg
Prof. Dr. med. Giovanni Maio, Chair of Medical Ethics, Institute for Ethics and History of Medicine, University of Freiburg
Prof. Dr. med. David Martin, Faculty of Health, Chair of Medical Theory, Integrative and Anthroposophic Medicine, Witten/Herdecke University
Prof. Dr. med. Harald Matthes, Endowed Chair of Integrative and Anthroposophic Medicine, Institute for Social Medicine, Epidemiology and Health Economics, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Einen Kritiker der anthroposophischen Medizin sucht man hier also vergebens. Und so ist es dann wohl auch zu erklären, dass der o.g. Artikel die ‚peer review‘ Hürde passieren konnte und publiziert wurde.

Was meiner Meinung nach ungeklärt bleibt, ist die Frage, wie die Autoren trotz solch gefährlichen Unsinns nachts gut schlafen können.

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