Berlin - Zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften ist der Streit um künftige Rentenerhöhungen neu entflammt. "Die Aussetzung des Nachholfaktors ist eine Fehlentscheidung in der Rentenpolitik. Das verletzt die Fairness-Prinzipien, die die Rentenversicherung über die vergangenen Jahre stabil und nachhaltig gemacht haben", sagte Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).

Der Nachholfaktor besagt, dass eigentlich fällige Rentenkürzungen, die aufgrund der Rentengarantie unterbleiben, nachgeholt werden müssen. Dies geschieht, indem spätere Rentenanpassungen halbiert werden. Die Regelung ist allerdings bis zum Jahr 2025 ausgesetzt. Kampeter sagte, jedem Menschen sei eine Rentenerhöhung zu gönnen, sie müsse allerdings auch fair und nachhaltig finanziert sein. Die aktuelle Regelung belastet nach den Worten von Kampeter einseitig die jüngere Generation: "Sie sollte daher sofort abgeschafft werden. Generationengerechtigkeit sieht anders aus." DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sagte demgegenüber, von einem Generationenkonflikt zu sprechen sei schlicht falsch. "Die Rente wird im Jahr 2025 rund drei Prozent niedriger sein als ohne die Krise, das zeigen Daten der Bundesregierung", sagte Piel. Der DGB macht dazu folgende Rechnung auf: "Der Rentenversicherungsbericht 2019 (vor Corona) erwartete für 2025 eine Standardrente (Eckrente) von 1.753 Euro (im Monat). Der Rentenversicherungsbericht 2020 erwartet für 2025 eine Standardrente von 1.699 Euro." Piel warnte zugleich davor, vermeintliche Ungerechtigkeiten durch "Rentenkürzungen" ausgleichen zu wollen. Dann müssten die Beschäftigten die Rechnung zahlen, "mit mehr privater Vorsorge und später trotzdem geringeren Renten". Unternehmer würden dagegen von niedrigeren Beiträgen profitieren. Der Rentenexperte Axel Börsch-Supan hatte zuvor in der "Bild"-Zeitung von "zusätzlichen Rentenerhöhungen" durch die Aussetzung des Nachholfaktors gesprochen. Allein für 2022 bezifferte er den Betrag auf vier Milliarden Euro.

Foto: Seniorin im Rollstuhl (über dts Nachrichtenagentur)

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