Berlin - Der Ausbildungsmarkt in Deutschland ist in der Coronakrise spürbar eingebrochen. Bis April 2021 ging sowohl die Zahl der Bewerber als auch das Angebot an Lehrstellen gegenüber dem Vorjahr deutlich zurück, geht aus neuen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben) berichten.

Demnach ging die Bewerberzahl im Ausbildungsjahr 2020/21 um zehn Prozent zurück. Bundesweit gab es bis April rund 345.000 Interessenten für einen Ausbildungsplatz. Beim Lehrstellenangebot verzeichnete die BA im selben Zeitraum ein Minus von fünf Prozent. So lag die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze zuletzt bei rund 429.800. Allein vergangenen April waren laut BA noch 250.000 betriebliche Ausbildungsstellen unbesetzt.

Gleichzeitig hatten 190.000 Bewerber im vergangenen Monat noch keine Ausbildungsstelle oder eine Alternative gefunden. BA-Chef Detlef Scheele begründete diese Entwicklung vor allem mit Schwierigkeiten in der anhaltenden Coronakrise. "Dass es aktuell weniger Ausbildungsbewerber gibt, liegt nicht an geringeren Zahlen bei den Schulabgängern oder mangelndem Interesse der jungen Leute, sondern vor allem an der Pandemie", sagte Scheele den Funke-Blättern. Wo Schulen geschlossen seien, könne nicht in gewohnter Weise Berufsberatung im Unterricht stattfinden.

Auch würden kaum Praktika in Unternehmen kaum angeboten. "Einige Jugendlichen gehen deshalb weiter zur Schule oder suchen sich andere Alternativen. Da mag auch die Unsicherheit, wie sich die einzelnen Branchen wirtschaftlich weiterentwickeln, eine Rolle spielen", so der Behördenchef. Laut BA werden aktuell vor allem in jenen Branchen weniger Lehrstellen angeboten, die in besonderem Maße von den Folgen der Pandemie betroffen sind.

Hierzu zählen das Gastgewerbe und der Tourismus. Doch auch bei technischen Berufen wie KFZ-Mechatronikern und Industriemechanikern geht das Angebot zurück. Scheele ermunterte Bewerber, sich trotz der Coronakrise nicht entmutigen zu lassen. Es gebe zurzeit fast überall mehr Ausbildungsstellen als Interessenten, "die Chancen sind gut, einen Start ins Berufsleben zu finden".

Zugleich appellierte Scheele an die Arbeitgeber, "trotz aller Herausforderungen bei der Ausbildung aktiv zu bleiben". Unternehmen, die nicht für ihren eigenen Fachkräftenachwuchs sorgten, würden "nur unter erschwerten Bedingungen nach dem Ende der Pandemie Fachkräfte finden", warnte der BA-Chef und verwies zugleich auf die Ausbildungsprämie. Demnach können Unternehmen, die Lehrstellen erhalten oder sogar ausbauen, obwohl sie unter der Pandemie leiden, auf diese Weise finanziell unterstützt werden. Seit August 2020 wurden laut BA 38.400 Anträge auf Ausbildungsprämien positiv entschieden.

Foto: Bundesagentur für Arbeit (über dts Nachrichtenagentur)

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