Berlin - In den nächsten drei Monaten wollen weitere Gas- und Stromversorger mehr als 200 Tarife für Haushaltskunden erhöhen. Obwohl im Juli die EEG-Umlage für Strom gestrichen wird, haben bisher nur 17 Versorger Preissenkungen um durchschnittlich 10,5 Prozent angekündigt.

Dies hat eine Erhebung eines Vergleichsportals Verivox ergeben, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben) berichten. Die angekündigten Stromtarifsenkungen entsprechen dem Wegfall der Umlage und entlasten Haushalte um rund 177 Euro, sagte Verivox-Geschäftsführer Daniel Puschmann. Angesichts der hohen Preise empfiehlt er der Politik, die Mehrwertsteuer auf Gas und Strom auf den verringerten Mehrwertsteuersatz zu reduzieren - also von 19 auf 7 Prozent. "Dies würde Durchschnittshaushalte um weitere 177 Euro pro Jahr entlasten."

Konkret planen Gasversorger in 75 Fällen Tariferhöhungen von durchschnittlich 47 Prozent. Die jährlichen Mehrkosten für eine Familie mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden belaufen sich dann auf 792 Euro, sagte Puschmann. Seit Januar 2022 hat das Portal bislang bereits 920 Preiserhöhungen um durchschnittlich 28 Prozent verzeichnet. Beim Strom gab es seit Jahresbeginn bereits 591 Preiserhöhungen um durchschnittlich 21 Prozent, so Verivox.

Bis Juli hätten Stromanbieter 142 weitere Preiserhöhungen um durchschnittlich 19 Prozent geplant. Eine Familie mit einem Stromverbrauch von 4.000 kWh zahle dann jährlich 258 Euro mehr. Die Energiepreise haben sich laut Verivox damit für Verbraucher seit letztem Jahr deutlich erhöht. Strom hat sich im April (Stand 30. April) um 30 Prozent verteuert.

Der Gaspreis hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 105 Prozent mehr als verdoppelt, der Heizölpreis um 145 Prozent fast verdreifacht, so der Verivox-Chef. Durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine erhielten die Preise einen weiteren Auftrieb. Die Preise für Strom kletterten seither um 9 Prozent, Gas verteuerte sich um 13 Prozent und Heizöl um 28 Prozent. Der Verivox-Chef rät Verbrauchern erwartungsgemäß zum Tarifvergleich und wenn möglich, zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln.

"Die Einsparpotenziale sind individuell verschieden. Doch auch in der aktuellen Situation hoher Energiepreise gibt es Preisunterschiede von denen Verbraucher profitieren können", sagte Puschmann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Besonders empfohlen sei ein Preisvergleich all jenen, die noch niemals ihren Strom- oder Gasanbieter gewechselt haben - und das sei rund jeder vierte Haushalt in Deutschland, sagte Puschmann. "Viele Haushalte stecken damit noch in alten Tarifen fest, die oft zu teuer sind."

Mancherorts sind die Grundversorgertarife aber in der aktuellen Situation auch besonders günstig.

Foto: Stromzähler (über dts Nachrichtenagentur)

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