Berlin - Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern planen offenbar eine Neuausrichtung der nationalen Impfkampagne. Das berichtet das Portal "Business Insider" unter Berufung auf einen Beschlussentwurf für die Gesundheitsministerkonferenz (GMK), die am Montagnachmittag tagt.
Auch aus Sorge vor einer möglichen vierten Welle durch die Delta-Mutation soll demnach der Fokus der Kampagne in den nächsten Monaten vermehrt auf das Thema Auffrischimpfungen gelegt werden. Konkret wollen Bund und Länder im vierten Quartal 2021 und im ersten Quartal 2022 vor allem älteren Menschen in Alten- und Pflegeheimen vermehrt sogenannte Booster-Impfungen anbieten. Damit der nationale Booster-Plan klappt, wollen Bund und Länder laut des Beschlussentwurfs die bisherigen Impfstrukturen umbauen. Die Zahl der bundesweit knapp 400 Impfzentren soll bis 30. September deutlich reduziert werden.
Im Papier heißt es: "Die Länder reduzieren die bisherigen staatlichen oder kommunalen Impfangebote spätestens zum 30. September 2021 durch Schließungen von Impfzentren, Personalabbau oder eine Einschränkung der Öffnungszeiten." Nach Erreichen der sogenannten "Herdenimmunität" soll es Impftermine im Prinzip nur noch in Arztpraxen und bei Betriebsärzten geben. Sie seien besonders in der Verantwortung, "die notwendigen Auffrischungsimpfungen und ggf. Erstimpfungen im Rahmen der dezentralen ärztlichen Impfkampagne durchzuführen", heißt es im Papier.
Je nach regionalem Bedarf sollen die Länder weiterhin mobile Impfteams vorhalten, um zusätzlich zu den Arztpraxen und Betriebsärzten Impfungen anzubieten. "Von diesem Impfangebot sollen vor allem Personengruppen in Gemeinschaftsunterkünften wie Alten- und Pflegeheimen, Behinderteneinrichtungen oder in sonstigen Gemeinschaftsunterkünften (z. B. Obdachlosenunterkünfte, Asylbewerberheime) oder in prekären Lebens- und Arbeitsverhältnissen profitieren können. Auch für Menschen aus sozialen Brennpunkten und mit Migrationshintergrund können gebündelte Impfangebote geboten sein, um eine schnelle Durchführung von Auffrischungsimpfungen zu ermöglichen", heißt es im Papier der GMK. Um bei Bedarf schnell reagieren zu können, sollen die Länder für eine "tragfähige Rückfall- und Notfalloptionen" sorgen, "dass die Impfkapazitäten bedarfsgerecht in kurzer Zeit wieder hochgefahren werden können".
Größter Streitpunkt beim Umgang mit Auffrischimpfungen und dem Aufbau entsprechender Strukturen wird wohl die Finanzierung durch den Bund sein. Die Länder fordern eine Finanzzusage in Milliardenhöhe über den bisher geplanten Zeitpunkt 30. September hinaus. Die Gesundheitsministerkonferenz findet am Montag um 16 Uhr statt.
Foto: Aufgezogene Impfspritzen (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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