Berlin - Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) verteidigt seine Stadt gegen den Vorwurf, eine "failed city" zu sein, in der die Verwaltung nicht funktioniere. "Das kann ich nicht ernst nehmen", sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit".

Pauschale Kritik an Berlin nehme er sich "längst nicht mehr so zu Herzen" wie früher. "Was ich da nicht alles höre. Wir seien `eine Stadt des Niedergangs` oder eine `failed city`." Das treffe aber nicht zu.

Im Gegenteil kämen auf Ministerpräsidentenkonferenzen regelmäßig Kollegen auf ihn zu und sagten: "Ach, Michael, zum Glück haben wir dich!" Das liege daran, dass die anderen Ministerpräsidenten froh seien, wenn sich immer alle Kritik auf Berlin kapriziere, so Müller. "Weil die alle wissen, dass vieles, was hier bei uns schiefläuft, bei ihnen nicht besser ist. Das Ding ist nur: Jeder bedeutende Sender, jede Zeitung hat einen Sitz in Berlin. Das heißt, wer über das Versagen der Bürokratie berichten will, fährt doch nicht nach Wuppertal. Nein, man berichtet aus Berlin."

Das Schimpfen über Berlin habe sich "zu so etwas wie Folklore entwickelt". Müller gestand durchaus ein, dass in Berlins Verwaltung manches schieflaufe. "Über viele Jahre wurden wir zu Recht kritisiert oder verlacht", etwa wegen der Verzögerungen beim Bau des Flughafens BER. Aber: "Jetzt ist auch mal gut. Anderswo in Deutschland läuft doch auch nicht alles rund."

Müller ist seit 2014 Regierender Bürgermeister. Im Dezember 2021 will er das Amt an seine designierte Nachfolgerin Franziska Giffey übergeben. Er selbst wurde zuletzt in den Bundestag gewählt.

Zum Abschluss verteidigt er seine Bilanz: "Insgesamt haben wir in meiner Zeit die Investitionen um Milliarden hochgefahren, und das kommt auch an. Wir haben heute mehr Personal in den Bürgerämtern, in der Verwaltung, bei der Polizei, in der Justiz."

Foto: Dachterrasse in Berlin mit Blick auf den Berliner Fernsehturm (über dts Nachrichtenagentur)

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