Berlin - Der Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen (BSD) hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für Äußerungen in der Coronakrise kritisiert. Es sei eine "Frechheit", die Berufsgruppe "gegen die Gesellschaft und ihre Kinder auszuspielen", sagte BSD-Vorstand Stephanie Klee dem Nachrichtenportal Watson.

Kurz vor der Bundestagswahl hatte der Gesundheitsminister dem Portal über die Enttäuschung junger Menschen gesagt: "Wir wurden ja teilweise durch Gerichtsurteile zu Maßnahmen gezwungen, die nur schwer verständlich waren. So mussten wir zum Beispiel die Bordelle wieder aufmachen, während die Schulen noch geschlossen waren." Das könne man Schülern "schwer bis gar nicht erklären". Der Vergleich zwischen Bordellen und Schulen sei "unsachlich" und zeige, dass sich der Minister "kein bisschen mit der Thematik beschäftigt" habe, sagte Klee.

Die Politik sei die ganze Pandemie über schon moralisierend gewesen und habe sich "von ihrer privaten, moralischen Haltung leiten lassen, um uns auszubremsen". Klee weiter: "Und was ein verzichtbares oder unverzichtbares Vergnügen ist, hat nicht die Moral der Politik zu entscheiden." Die erfolgreiche Klagewelle von Bordellbetreibern und Sexworkern, die Spahn erwähnt, und die im Spätsommer 2020 zur Öffnung einiger Bordelle führte, beweise das nur. "Wir forderten damals Gleichberechtigung und die Richter stimmten uns zu", so Klee.

"Im Nachgang zu bedauern, man sei von deutschen Gerichten zur Korrektur `gezwungen` worden, ist für einen Politiker der Bundesregierung eine seltsame Rechtsauffassung."

Foto: Prostituierte (über dts Nachrichtenagentur)

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