London - Der frühere britische Premier Tony Blair ist überzeugt, dass die EU-Staaten ohne den Brexit mit den Corona-Impfungen schneller vorangekommen wären. "Mit den Briten in der EU wäre die Impfbeschaffung in der Hand der Nationalstaaten geblieben. Es war immer unvernünftig, das anders zu handhaben", sagte Blair der "Welt".
"In einer so wichtigen Frage braucht es eine kleine Gruppe engagierter Leute, die die Beschaffung managen." Blair forderte, aus den Fehlern im Umgang mit der Corona-Pandemie Konsequenzen zu ziehen. "Bei der nächsten Pandemie muss die Impfstoffproduktion schneller gehen. 15 Monate sind vergangen zwischen Entdeckung des Virus und substanzieller Herstellung von Vakzinen", sagte Blair.
"Das muss man auf drei bis vier Monate verkürzen." Der sozialdemokratische Ex-Premier hatte sich vor 14 Jahren aus der aktiven britischen Politik zurückgezogen. Das von ihm gegründete "Institute for Global Change" sprach zuletzt auch Empfehlungen für den Umgang mit der Corona-Pandemie aus und plädierte für Impf-Zertifikate oder Impf-Reisepässe.
"Wer die Impfung ablehnt, kann das tun. Aber er ist erstens ungeschützt und zweitens potenziell ansteckend", sagte Blair. Er selbst beanspruche für sich das Recht zu wissen, ob seine Mitmenschen geimpft sind oder nicht: "Weil ich mich mit Leuten umgeben will, die geimpft sind." Blair geht davon aus, dass Großveranstaltungen wie Konzerte oder Fußballspiele künftig nicht ohne eine Art QR-Code abgehalten werden können.
Es sei daher gut, dass sich Europa in diese Richtung bewege. "Das muss jetzt koordiniert werden, mit einem gemeinsamen Regelbuch. Je kohärenter Regierungen das regeln, umso besser", sagte Blair. "Natürlich müssen Staaten in einer Pandemie auf ihre Interessen achten. Aber größere globale Kooperation ist unbedingt notwendig, um künftige Pandemien so kurz wie möglich zu machen."
Foto: Impfspritze mit Impfstoff von Biontech (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: