Berlin - Gesundheitspolitiker verschiedener Fraktionen sprechen sich dafür aus, die Hausärzte bei der Planung der Corona-Impfkampagne früh mit zu berücksichtigen. "Ich habe keinerlei Grund, einem Hausarzt zu misstrauen. Wenn die Zahl der Impfdosen so klein ist, dass nur die priorisierten Gruppen geimpft werden können, dann muss man ein ärztliches Attest nachweisen. Diese Menschen müssen zum Hausarzt, das ist eindeutig", sagte Georg Nüßlein, Gesundheitspolitiker der CSU, der "Welt".

Er erwarte, dass Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein solches Verfahren vorlege. Ähnlich sieht es Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. "Die Hausärzte bleiben auch in der ersten Phase der Impfstrategie die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für ihre Patientinnen und Patienten und tragen damit zur erfolgreichen Umsetzung der Impfstrategie bei", sagte sie. Hausärzte könnten Überweisungen ausstellen. "Klar ist aber, dass die Impfberechtigung selbstverständlich im Impfzentrum geprüft werden wird. Das schließt auch die Prüfung von ärztlichen Überweisungsscheinen oder Impfberechtigungsbescheinigungen bei Vorerkrankungen ein, die von dem verantwortlichen Hausarzt ausgestellt werden." Andrew Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP und selbst Infektiologe, geht noch einen Schritt weiter. Ullmann fordert, dass die Hausärzte auch Impfungen in den Praxen durchführen sollen. "Sie werden als Partner gleich am Anfang der Impfkampagne dringend gebraucht, um die notwendigen hohen Impfzahlen in kurzer Zeit umzusetzen. Niedergelassene Ärzte darauf zu degradieren, nur Atteste auszustellen, ist daher weder sinnvoll noch zielführend." Laut einer internen Umfrage des Berufsverbands Deutscher Internisten sprachen sich 79 Prozent dafür aus, die Impfungen in den Praxen vorzunehmen. "Gerade die niedergelassenen Haus- und Fachärzte kennen die Risikopatienten vor Ort, deshalb müssen auch sie in die regionale Impflogistik eingebunden werden", so Ullmann. Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, appelliert an die Politik, bei der Priorisierung der Impfberechtigten keine Fragen offen zu lassen. "Die Priorisierung muss transparent, klar und bundeseinheitlich von der Politik vorgegeben werden. Sie darf nicht in die Hausarztpraxen verlagert werden und zwar aus dem einfachen Grund, dass wir die - bereits sowieso schon knappe - Zeit in den Praxen für die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten brauchen."

Foto: Schild mit der Aufschrift "Maske auf" (über dts Nachrichtenagentur)

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