Berlin/Kabul - Die Bundesregierung will nun doch deutlich mehr afghanische Helfer der Bundeswehr in Deutschland aufnehmen, um sie nach dem Abzug der NATO-Truppen vor möglichen Racheaktionen der Taliban zu schützen. Das berichtet der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe.
Am Rande des Bundeskabinetts am Mittwoch einigten sich die mit Afghanistan befassten Ressorts, dass neben den rund 400 bereits für die Ausreise erfassten lokalen Helfern und ihren Familien weitere sogenannte Ortskräfte eine Einreiseerlaubnis erhalten können. Bislang sollten nur diejenigen Helfer kommen dürfen, die in den letzten zwei Jahren, etwa als Dolmetscher, für die Truppe gearbeitet haben. Laut dem Kompromiss sollen nun auch Ortskräfte, die seit 2013 wegen ihrer Jobs bei der Bundeswehr bereits eine Gefährdung angezeigt hatten, Visa für Deutschland bekommen können. Laut internen Schätzungen geht es um etwa 350 Personen.
Da auch deren Ehefrauen und Kinder geschützt werden sollen, rechnet die Bundeswehr insgesamt mit rund 1.500 weiteren Ausreiseberechtigten. Innerhalb der Bundesregierung gab es in den letzten Wochen Reibereien um das Schutzprogramm. Innenminister Horst Seehofer und Entwicklungsminister Gerd Müller (beide CSU) pochten auf eine Limitierung. In einem Brandbrief an Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die auf eine großzügige Praxis drängte, bezeichnete Müller vergangene Woche eine Ausweitung der bisherigen Kriterien als "höchst problematisch".
Demnach drohe eine "enorme Sogwirkung" bei Afghanen, die bei zivilen deutschen Hilfsprojekten tätig waren. Seit 2013 hat Deutschland bereits 798 ehemalige Ortskräfte mit insgesamt 2.596 Familienangehörigen aufgenommen.
Foto: Verteidigungsministerium (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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