Berlin - Die Sanktionen regen Russlands Zentralbank sind nach Ansicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ein "starkes Instrument". Dies habe zur Folge, dass die Zentralbank keinen Zugriff mehr auf einen Großteil ihrer knapp 600 Milliarden US-Dollar umfassenden Währungsreserven habe, schreibt das Institut in einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse.
Daraus resultiere der Absturz des Rubels am 28. Februar, dem die russische Zentralbank noch am gleichen Tag mit einer starken Erhöhung ihres Leitzinses begegnete. "Diese Zinserhöhung trifft eine ohnehin schon wachstumsschwache Volkswirtschaft, die es bislang versäumt hat, ihre starke Abhängigkeit von der Produktion fossiler Energieträger zu reduzieren", so das DIW. Rein rechnerisch hätte das Land mit den Währungsreserven seine Importe für etwa zwei Jahre decken können - das geht nun aber nicht mehr. Auch werden Devisenmarktinterventionen zur Stützung des Rubel - wie sie direkt nach dem Einmarsch in die Ukraine erfolgt sind - begrenzt. Zudem wird aktuell auch noch diskutiert, Russland daran zu hindern, die Sonderziehungsrechte beim Internationalen Währungsfonds einzulösen.
Auf die chinesischen Bestände hingegen dürfte die russische Zentralbank weiterhin zugreifen können, schätzt das DIW. Zudem verfügt sie über Goldreserven in Höhe von 132 Milliarden US-Dollar, die sie aber kaum kurzfristig und in hohem Volumen auf internationalen Märkten veräußern könne, so das Institut. Mit der Schwächung des Rubels verteuern sich grundsätzlich die Importe in Russland. Dies könne zu Preissteigerungen führen und die Inflation weiter antreiben, heißt es weiter. Russland sei es zudem in der Vergangenheit nicht gelungen, seine Wirtschaft in der Breite zu modernisieren, trotz hoher Erlöse aus dem Export fossiler Energien.
Diese Rückständigkeit werde das Land stark spüren, wenn die beschlossenen Sanktionen im Warenverkehr und im Finanzsektor greifen und Russland zudem weiter isolieren, so das DIW. Als Reaktion hat die russische Zentralbank den Leitzins bereits auf 20 Prozent erhöht. Der Handel an der Moskauer Börse wurde ausgesetzt. Um die Kapitalflucht einzudämmen, wurde zudem am 2. März die Ausfuhr von ausländischem Bargeld auf umgerechnet 10.000 US-Dollar begrenzt. Das DIW erwartet noch weitere Kapitalverkehrskontrollen.
"Insgesamt werden die Restriktionen im Finanzsektor, gemeinsam mit den Sanktionen im Handelsverkehr und gegenüber russischen Personen wohl weitreichende und langfristige Konsequenzen für die russische Wirtschaft haben", resümiert das DIW.
Foto: Finanzviertel von Moskau (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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