Verstörend. Erst sind die sozialen Medien voller Empörung, weil ein  Sportpferd bei der Olympiade einen Schlag auf den Allerwertesten  bekommt. Dann kommt es kurze Zeit später zum Ehrenmord an einer  afghanischen Frau durch ihre eigenen Brüder und lange scheint es, als  bleibe die Empörung weit hinter der über den Klapps auf den  Pferdehintern zurück. Ein paar Beiträge von denen, die sich sowieso  immer kritisch hierzu äußern, ein bisschen pflichtbewusste Ablehnung,  ansonsten Schulterzucken. Ehrenmord halt, kennt man ja. Kann man nix  machen.

Und dann mehren sich die Stimmen, die Ehrenmorde relativieren, indem sie sie unter dem Titel Femizid mit Eifersuchtsmorden in einen Topf rühren.  Ganz so als wäre es einerlei, ob jemand, womöglich noch im Affekt,  seine Partnerin ermordet oder ob – wie es immer wieder geschieht – ganze  Familien über eins ihrer Mitglieder zu Gericht sitzen, es zum Tode  verurteilen, das Urteil vollstrecken und dann von der Community für die  wiederhergestellte Ehre geachtet werden.

Gleichzeitig überrennen die Taliban Afghanistan und es wird in naher  Zukunft mit stark steigenden Flüchtlingszahlen aus dieser Richtung zu  rechnen sein. Dann werden womöglich wieder Hunderttausende Menschen  kommen, von denen die meisten vor Krieg und Gewalt fliehen und wegen der  Sicherheit und des Wohlstands nach Europa kommen und nicht wegen  unserer liberalen Gesellschaftsordnung. Und es wird absehbar wieder zu  Ehrenmorden und kulturell-religiös motivierter Gewalt kommen.

Linke Moralisten verhalten sich wie Kinder

Und jene, die heute weitgehend gleichgültig oder verklärend auf den  Ehrenmord reagieren, werden wieder voller Mitgefühl eine großzügige  Aufnahme der bedauernswerten Kriegsflüchtlinge fordern. Einwände werden  als herzlos oder rassistisch abgewatscht und #WirHabenPlatz-Kampagnen  haben wieder Konjunktur. Kulturelle Differenzen und  menschenrechtswidrige Traditionen und Einstellungen werden ignoriert,  relativiert oder romantisch verklärt. Und Parallelgesellschaften und  Integrationsprobleme nehmen weiter zu.

Linke Moralisten verhalten sich wie Kinder, die nicht in der Lage  oder bereit sind, das ganze Bild zu betrachten und stattdessen nur den  kleinen Ausschnitt in den Blick nehmen, der ihnen gefällt. Mitgefühl  zeigen, sich für die Schwachen und Verfolgten einsetzen – toll, da mach  ich mit! Welch edle Tat, welch erhabenes Gefühl! Kritik an  menschenrechtswidrigen Bräuchen und Einstellungen von Zugewanderten  äußern? Unangenehm, man soll doch vor der eigenen Tür kehren,  Marginalisierte will man doch nicht noch mit Kritik überziehen, außerdem  setzt man sich da Rassismusvorwürfen aus. Lieber nicht.

Verantwortungslos und feige überlassen so weiterhin große Teile der  Linken die Kritik der politischen Rechten. Sonnen sich in ihrem  Selbstbild als selbstlos und edel die Belange der Entrechteten  verteidigende Menschenfreunde und bestätigen sich in ihrem moralischen  Überlegenheitsgefühl noch indem sie in den Chor derer einstimmen, die  Kritiker allesamt als Rassisten beschimpfen. Aber heimlich verlassen sie  sich darauf, dass die bürgerliche Rechte schon dafür sorgen wird, dass  es nicht allzu wild wird mit der Zuwanderung.

Hauptsache gegen Rechts!

In ihrem persönlichen Umfeld haben sie nur Kontakt zu einer Handvoll  gut Integrierter, ansonsten kennen sie Migranten nur von der Straße oder  aus dem Gemüseladen. An neuralgischen Punkten wie etwa der näher  rückenden Einschulung der eigenen Kinder, erkennt man aber, dass oft  deutlich mehr Problembewusstsein vorhanden ist als man eingesteht. Denn  dann wird im Zweifel Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um zu  verhindern, dass die kleine Klara in eine Klasse mit 80% Muslimen kommt.

Man weiß eigentlich, zumindest ahnt man, dass es massenhaft Probleme  gibt. Aber man mag seine behütete heile Welt nicht verlassen und dazu  gehört es eben, den woken Konsens nicht infrage zu stellen. Also ist man  vor allem gegen Rechts, was auch immer das bedeutet. Solange man selbst  mit den Problemen nur medial konfrontiert ist, fällt es ja auch leicht,  sie zu verklären und sich ansonsten möglichst nicht so viel mit diesen  Dingen zu beschäftigen. Die Augen vor den Problemen verschließen,  kulturfremde Migranten wie Mündel betrachten und hoffen, dass es schon  irgendwie gut geht wenn wir nur lieb zu ihnen sind.

Dieser Ignoranz gegenüber stehen immer wildere Forderungen nach  Gleichstellung und geschlechtergerechten Sprachregelungen und ein immer  entschlossenerer Kampf gegen die alten weißen Männer. Aber vielleicht  ist das nur eine Ersatzhandlung. Vielleicht soll damit nur das schlechte  Gewissen über die Untätigkeit gegenüber Frauenrechtsverletzungen im  Namen anderer Kulturen kompensiert werden. Die Verspannung und der  Bedarf nach Ausgleich ist ja nachvollziehbar. Verwöhnte Gutbürger, die  „Free the nipple!“ rufend Oben-Ohne-Demos zur Befreiung der weiblichen Brust organisieren, aber gleichzeitig das  Kopftuch als Ausdruck weiblicher Selbstbestimmung feiern – der  Widerspruch ist ja kaum auszuhalten! Man fürchtet den Konflikt mit dem  großen Ungeheuer so sehr, dass man dann eben umso heftiger die kleineren  verdrischt. Als Ausgleich sozusagen, zur eigenen Psychohygiene.  Verständlich irgendwie.

Die Probleme weg reden

„Das ist kein Ehrenmord, das ist Femizid“, so formuliert es Elke Breitenbach von der Linkspartei. Es gehe „nicht um die Herkunft und die  Nationalität der Täter“, sondern allein „um die Frage des Geschlechts“.  Wer diesem Glaubenssatz folgt, der sucht dann eben nicht mehr nach den  besten Wegen zur Integration gewalttätiger Migranten. Man entscheidet  sich einfach, diese nur noch als männliche Wesen zu sehen. Leider  allerdings habe Breitenbach auch „keine Idee, wie man Männer besser  integrieren“ könne. Bleiben also im Kampf gegen Ehrenmorde nur  Frauenquoten und Gendersternchen.

Hätten wir damit nur früher angefangen! Vielleicht wären die beiden  afghanischen Brüder dann gar nicht erst auf die Idee mit dem Femizid  gekommen. Aber jetzt starten wir ja mit der Reinigung unserer  patriarchalen Sprache richtig durch. So integrieren wir dann erstmal die  Männer, also zumindest die deutschen. Und dann irgendwann vielleicht  auch die Hunderttausend afghanischen die dann demnächst kommen. So  bleibt uns doch die Hoffnung, dass es zumindest in Zukunft irgendwann  mal besser wird. Irgendwann mal. Vielleicht.

Reden wir nicht weiter drüber.

(Dieser Beitrag ist zuerst erschienen auf querstrebe.com)