Berlin - Anlässlich des Internationalen Tages gegen weibliche Genitalverstümmelung am Samstag hat Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) zu stärkeren Anstrengungen aufgerufen, um das Ritual zu beenden. "Wir müssen diese frauenverachtende Praxis stoppen. 200 Millionen Mädchen und Frauen leiden weltweit unter weiblicher Genitalverstümmelung", sagte Müller dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Samstagausgaben).
"Das ist eine schwere Menschenrechtsverletzung mit lebenslangen schwerwiegenden körperlichen und psychischen Folgen für die betroffenen Mädchen und Frauen. Sie kann zu Unfruchtbarkeit, Komplikationen bei der Geburt, schweren Depressionen bis hin zum Tod führen", so der Minister. Auch in Deutschland sei Genitalverstümmelung ein Problem, so der CSU-Politiker.
"Schätzungen zufolge lebten 2020 über 67.000 Frauen in Deutschland, die beschnitten wurden." Das werde in Deutschland strafrechtlich verfolgt. "Viele der Mädchen und Frauen werden aber weiterhin bei Besuchen in ihren Herkunftsländern verstümmelt", sagte der Minister. Der Kampf gegen dieses "grausame Ritual" sei jedoch schon vor der Coronakrise "viel zu langsam voran" gegangen, beklagte Müller.
Die Pandemie verschärfe die Lage nun zusätzlich. "Die Lockdowns verhindern wichtige Aufklärungsarbeit. Hinzu kommt eine dramatische Hunger- und Wirtschaftskrise: Eine Folge ist, dass Mädchen aufgrund von Armut vermehrt in Zwangs- oder Kinderehen gedrängt werden." Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnten aufgrund der Coronakrise bis zu 13 Millionen zusätzliche Kinder- und Zwangsehen bis 2030 geschlossen werden, berichtete der Christsoziale.
Dort setze die Bundesregierung mit dem weltweiten Corona-Sofortprogramm an und unterstütze die Menschen mit Ernährungssicherung insbesondere in Krisen- und Konfliktgebieten. "Und wir bauen unser Engagement gegen diese grausame Form von Gewalt gegen Frauen weiter aus", kündigte Müller an. Er habe im vergangenen Jahr Gemeinden im Sudan besucht, die gemeinsam beschlossen hatten, die Genitalverstümmelung zu beenden. "Diese Frauen sind Vorbild. Denn es erfordert großen Mut, sich gegen tiefverwurzelte Traditionen zu stellen", sagte der Minister.
Foto: Gerd Müller (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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