Essen - Angesichts der Gaspreisexplosion erwartet Eon-Chef Leonhard Birnbaum das Aus für zahlreiche Gas-Lieferanten. "In Großbritannien sind bereits 60 Firmen, die reine Vertriebsgesellschaften waren, in die Knie gegangen", sagte Birnbaum der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe).

"In Deutschland dürften auf Dauer Dutzende Gas-Firmen verschwinden." Birnbaum begrüßt das als Marktbereinigung: "Die Preisexplosion beim Gas hat erste Firmen bereits vom Markt gefegt. Um die unsoliden Spekulanten, die die Kunden im Regen stehen lassen und das Weite suchen, ist es nicht schade, im Gegenteil. Sie haben - anders als Eon - ihre Lieferversprechen nicht abgesichert und nur auf den kurzfristigen Profit geschaut."

Der Eon-Chef warnt gleichwohl vor Engpässen: "Weltweit hat die Nachfrage nach der Corona-Rezession angezogen, wir sind mit unterdurchschnittlich gefüllten Gasspeichern in den Winter gegangen, hinzu kommen politische Unsicherheiten. Wenn der Winter jetzt sehr kalt wird, könnten wir unerfreuliche Überraschungen erleben." Er schließt aber aus, dass nun Häuser kalt bleiben: "Natürlich werden Haushalte weiter beheizt. Es wird nicht kalt, aber teurer für die Bürger. Die Preise steigen, je größer die Knappheit - und die hängt auch davon ab, wie lange und kalt der Winter wird."

In der Debatte um die Atomkraft schließt Birnbaum eine Rückkehr zur Atomkraft aus: "Das ist eine vollkommen theoretische Diskussion. Deutschland hat sich zehn Jahre voll auf den Kernenergie-Ausstieg vorbereitet, das können wir jetzt nicht mehr ändern. Deutscher Strom aus Kernenergie wird bald Geschichte", sagte er weiter.

Foto: Eon-Logo (über dts Nachrichtenagentur)

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