Berlin - Die Vorsitzende des Ethikrats, Alena Buyx, hat vor oberflächlichen Rückschlüssen aus der Corona-Pandemie und einer Übertragung der Rezepte im Kampf gegen die Krankheit auf andere Krisen gewarnt. Manches möge ähnlich wirken - "aber vieles ist zugleich doch anders", sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Das Bauchgefühl könne täuschen. "Eine Klimakrise würde ganz anders verlaufen oder läuft anders, eine Währungskrise würde ganz anders verlaufen, auch die Frage der Rentensicherheit oder die Schuldenkrise oder was immer da denkbar ist wäre für sich zu betrachten und zu bewerten." In Verschwörungskreisen kursiere sogar das Szenario, dass Krise auf Krise folge und insofern ein dauerhafter Ausnahmezustand drohe, sagte Buyx. "Ich halte das für eine völlige Fehleinschätzung."

Grundrechtseinschränkungen müssten immer verhältnismäßig sein. Darauf würden auch die Gerichte achten. Sehr wohl erwarte sie allerdings, "dass die politischen Diskussionen der Zukunft zumindest nicht unbeeinflusst bleiben von der jetzt erlebten Handlungsbereitschaft unter Einschluss auch drastischer Maßnahmen, die wir bei Corona gesehen haben". Buyx lobte die Idee, eine bestimmte Reserve von Profis vorzuhalten, die im Bedarfsfall bereitstünden, um eine Art Krisenstab zu bilden.

Einen entsprechenden Vorschlag hatte Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) gemacht. "Was wir gelernt haben, ist, dass wir als Gesellschaft grundsätzlich nicht besonders gut vorbereitet auf Krisen sind", so Buyx.

Foto: Menschen mit Maske (über dts Nachrichtenagentur)

Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?

Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: