Brüssel - Als Konsequenz aus dem Wirecard-Skandal, bei dem der Wirtschaftsprüfer milliardenschwere Luftbuchungen nicht entdeckt hat, erwägt die EU-Kommission offenbar, die Haftungsregeln für Wirtschaftsprüfer deutlich anzuheben. Das berichtet die "Welt" (Dienstagsausgabe) unter Berufung auf ein inoffizielles Arbeitspapier, einem sogenannten Non-Paper, welches mögliche Konsequenzen aus dem Wirecard-Fall auf europäischer Ebene auflistet.

Demnach schlagen die Verfasser unter anderem vor, in den EU-Vorschriften die Haftungsgrenzen für externe Rechnungsprüfer bei grob fahrlässigen Fehlern oder bewusstem Fehlverhalten heraufzusetzen oder sogar ganz zu streichen, sodass etwa Wirtschaftsprüfer unbegrenzt haften würden. "Ausreichend hohe oder gar unbegrenzte Haftung der Rechnungsprüfer können Anreize bieten, um zu verhindern, dass in Abschlussprüfungen Kompromisse gemacht werden, die für qualitativ schlechtere Prüfungen sorgen", heißt es in dem Papier. Die Kommissionsexperten warnen aber auch, dass solch ein Schritt auch negative Konsequenzen haben könnte. Höhere Haftungsgrenzen könnten dafür sorgen, dass kleinere Wirtschaftsprüfungsgesellschaften die teureren professionellen Haftpflichtversicherungen nicht mehr leisten könnten.

Das könnte die ohnehin hohe Konzentration im Wirtschaftsprüfungsgeschäft verstärken. "Hier ist eine sorgfältige Abwägung wichtig", heißt es in dem Papier. Markus Ferber, der Sprecher der konservativen EVP-Fraktion im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments, sieht derweil wenig Notwendigkeit für Reformen auf EU-Ebene: "Wir haben keine systemischen Defizite bei der europäischen Finanzaufsicht", sagte der CSU-Politiker. "Im Wirecard-Fall hat die Bafin versagt, nicht die europäische Ebene."

Foto: EU-Kommission in Brüssel (über dts Nachrichtenagentur)

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