Brüssel - In der Debatte um die Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche fordert die EU-Kommission intensivere Forschungsanstrengungen und zugleich mehr Anerkennung für die Leistungen junger Leute. Das sagte EU-Jugendkommissarin Mariya Gabriel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben).

Kinder und Jugendliche hätten unter der Pandemie sehr gelitten. Sie sei aber nicht sicher, ob die langfristigen Folgen von allen richtig eingeschätzt würden. Das Wissen über die Probleme der jungen Menschen in der Covid-Krise müsse jetzt vertieft werden, es brauche einen evidenzbasierten Ansatz, forderte Gabriel, die auch für Bildung und Forschung zuständig ist. "Deshalb ist die Arbeit von Wissenschaftlern und Forschern zu diesem Thema so wichtig."

Diese Arbeit müsse fortgesetzt werden, es werde vertieftes Wissen benötigt, sagte die Kommissarin, die auch für Bildung, Forschung und Innovation zuständig ist. Gabriel sagte, nach ersten Analysen seien für junge Leute drei Punkte in der Pandemie am problematischsten: Die Unterbrechung des Lernprozesses, die Beeinträchtigung psychischer Gesundheit mit Depressionen, Isolation und Ängsten - und ein deutlicher Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte vor wenigen Tagen vor Schlussfolgerungen gewarnt, die Corona-Maßnahmen und vor allem der Lockdown seien für die Zunahme psychischer Erkrankungen unter jungen Leuten verantwortlich. Dies würden die bisherigen Studien nicht hergeben.

Familienministerin Anne Spiegel (Grüne) hatte dagegen erklärt, der zeitweise Wegfall des wichtigen Kontakts zu Gleichaltrigen habe bei Kindern und Jugendlichen Spuren hinterlassen. Deshalb dürften Schul- und Kindergartenschließungen nur das allerletzte Mittel sein. Gabriel lobte aber auch positive Erfahrungen während der Pandemie: "Andererseits haben wir während der Coronakrise eine erstaunliche Mobilisierung und Engagement junger Menschen erlebt", sagte die Kommissarin. "Sie haben generationsübergreifende Solidarität gezeigt."

Dies müsse von der Gesellschaft auch anerkannt werden, sonst werde es in der nächsten Krise schwierig, junge Menschen zu mobilisieren. Die EU-Kommission habe daher 2022 zum "Jahr der Jugend" erklärt: "2022 ist denen gewidmet, die sich so sehr für andere eingesetzt haben." Es gehe darum, jungen Leuten zuzuhören, sie zu beteiligen und dabei zu unterstützen, Chancen zu nutzen.

Foto: Jugendlicher mit Schutzmaske in einer S-Bahn (über dts Nachrichtenagentur)

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