Brüssel - EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bleibt wegen der Probleme bei der zentralen Corona-Impfstoffbeschaffung weiter unter Druck. Die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Nicola Beer (FDP), warf der Kommissionschefin in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben) "Missmanagement" vor und sagte: "Frau von der Leyen hat sich mit der Impfstoffbeschaffung verhoben."

Ihr jetzt geäußertes Eingeständnis von Versäumnissen komme "viel zu spät" und sei nur "halbherzig". Dass sich die Kommissionspräsidentin erst auf massiven Druck hin bewegt habe, zeige ihr wenig politisches Fingerspitzengefühl. "Der Schaden ist bereits eingetreten, aber besser spät als nie", sagte die Parlamentsvize. Die FDP-Politikerin sagte, es sei richtig gewesen, dass der Impfstoff in der EU gemeinsam beschafft werde: Es gebe aber große Zweifel, dass dieser Ansatz professionell ausgeführt worden sei. Beer begrüßte, dass jetzt EU-Industriekommissar Thierry Breton Engpässe in der Zuliefer- und Produktionskette ausräumen solle, meinte aber: "Dass von der Leyen es erst jetzt einem Fachmann überlässt, einen Weg aus der desolaten Lage zu finden, betont nur noch einmal ihr vorangegangenes eigenes Missmanagement." Von der Leyen hatte zuvor in einem Interview mit europäischen Zeitungen erstmals Versäumnisse bei der Beschaffung von Corona-Impfstoffen durch die Kommission eingeräumt. Sie sagte unter anderem, die EU habe unterschätzt, welche Komplikationen bei der Herstellung solcher Impfstoffe auftreten könnten, und sich zu sehr auf die Entwicklung eines Vakzins fokussiert. Aus heutiger Sicht hätte man stärker parallel über die Herausforderungen der Massenproduktion nachdenken müssen, hatte von der Leyen gesagt.

Foto: Nicola Beer (über dts Nachrichtenagentur)

Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?

Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: