Washington/ Berlin - Der frühere US-Botschafter in Berlin, John B. Emerson, erwartet, dass auch Joe Biden als Präsident höhere Militärausgaben von Deutschland verlangt. Dass die NATO-Zielgröße von 2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes einzuhalten sei, habe Donald Trump nicht als erster Präsident gefordert, sagte Emerson dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Montagausgaben). "Fakt ist: Die Idee einer gerechteren Verteilung dieser Lasten wurde zuerst von der Obama-Biden-Regierung angesprochen", so Emerson.
Grundsätzlich rechne er unter Joe Biden jedoch mit einer besseren Kooperation zwischen Europa und den USA, zum Beispiel im Einsatz gegen die Erderwärmung: "Es gibt keinen Zweifel daran, dass er schnell mit dem Wiederaufbau unserer Allianzen beginnen wird", sagte Emerson. "Ich bin sicher, dass die Biden/Harris-Regierung sich für die transatlantische Partnerschaft einsetzen und sich auf die vielen Felder konzentrieren wird, auf denen wir zusammenarbeiten können etwa im Klimaschutz." Anders als unter Donald Trump werde Biden nicht die Streitpunkte mit Berlin herausstreichen, erklärte der Ex-Botschafter: "Der Fokus wird nicht mehr einzig und allein auf Themen liegen, in denen wir unterschiedlicher Meinung sein mögen, wie es in den letzten Jahren war." Wie schnell ein Besuch Bidens in Deutschland möglich sein werde, hänge allerdings vom weiteren Verlauf der Coronakrise ab. "Joe Biden war als Vizepräsident mehrmals in Deutschland, er hat zum Beispiel mehrfach auf der Münchner Sicherheitskonferenz gesprochen", so Emerson. "Leider ist es schwer zu sagen, wann er als Präsident nach Deutschland kommen wird, denn derzeit hängt alles von der Coronavirus-Epidemie ab." In seinen ersten 100 Tagen im Amt werde sich Joe Biden aber vor allem um den Kampf gegen die Covid-Infektionen in den USA kümmern, erwartet Emerson. "Er hat klar herausgestrichen, dass seine oberste Priorität sein wird, die Coronavirus-Epidemie in den Vereinigten Staaten unter Kontrolle zu bekommen", sagte der Ex-Botschafter. John B. Emerson war von 2013 bis 2017 unter US-Präsident Barack Obama Botschafter in Deutschland, zuvor leitete er die Privatkunden-Abteilung der US-Investmentgesellschaft Capital Group und unterstützte die Demokraten im Wahlkampf für Obama und dessen Vize Joe Biden. Emerson war von 1993 bis 1997 hochrangiger Stabsmitarbeiter im Weißen Haus von Bill Clinton und von 2010 an Mitglied in Obamas Beratungskomitee für Handelspolitik. Seit seiner Abberufung aus Berlin ist er Stellvertretender Vorsitzender der Capital Group in Los Angeles, seit 2018 zudem Vorsitzender des American Council on Germany.
Foto: John B. Emerson (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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