Berlin - Nach dem vollständigen Rückzug des US-Militärs aus Afghanistan glauben USA-Experten nicht an einen Bedeutungsverlust der Vereinigten Staaten auf der internationalen Bühne. "Das allein wird die Stellung und den Einfluss der USA auf mittlere und lange Sicht nicht schwächen", sagte German-Marshall-Fund-Forscherin Rachel Tausendfreund dem Nachrichtenportal Watson.

"Die USA haben schon viele militärische Operationen vermasselt, ohne dass es daran viel geändert hätte. Solange die USA dominant sind und strategisch handeln können, werden sie auch so wahrgenommen werden - aber sicher nicht als mangelhaft." Tausendfreund sagte, dass die USA die Rolle des Weltpolizisten nicht völlig aufgeben werden. "Ich würde sagen, die Rolle als Polizist schrumpft, die USA versuchen, Aufgaben mit Partnerländern zu teilen."

Das Land werde zu einem "realistischeren, vielleicht demütigerem, Garanten der globalen Ordnung und der internationalen Sicherheit". Der Generalsekretär der Deutschen Gruppe der Trilateralen Kommission, Josef Braml, sieht unterdessen deutlich mehr Aufgaben auf Europa und Deutschland zukommen. "Deutsche und europäische Politiker werfen Washington vor, seine Verbündeten wieder nicht bei einer eigentlich vorhersehbaren politischen Entscheidung konsultiert zu haben, die Europas Sicherheitsinteressen gefährdet. Damit versuchen sie, einmal mehr vom eigenen Versagen abzulenken, das darin besteht, dass Europa weiterhin nicht in der Lage ist, selbst in seiner Nachbarschaft für Sicherheit und Ordnung zu sorgen."

Nicht erst seit Amerikas Rückzug aus Afghanistan müsste Europas Regierungsverantwortlichen klar geworden sein, dass sich auch der "Alte Kontinent nicht mehr auf die früheren Sicherheitsversprechen verlassen kann".

Foto: US-Flagge (über dts Nachrichtenagentur)

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