Frankfurt/Main - Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, warnt vor Panikmache angesichts der momentanen hohen Inflationsraten. "Einige Einflussfaktoren dürften bald wieder verschwinden, etwa die preistreibenden Effekte, die sich aus gestörten Lieferketten ergeben oder aus der Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung in Deutschland", sagte sie dem "Spiegel".

Auf diese Phänomene habe die Geldpolitik ohnehin keinen direkten Einfluss. Sie gehe davon aus, dass die Effekte weitgehend vorübergehender Natur seien und die Inflation 2022 wieder sinke. "Aus diesem Grund sollten wir jetzt nicht überreagieren", sagte sie weiter. "Eine voreilige Straffung der Geldpolitik zum jetzigen Zeitpunkt könnte auch die Genesung der Wirtschaft im Euroraum gefährden und Arbeitsplätze kosten."

Die prognostizierte Inflation liege in der mittleren Frist weiter unter zwei Prozent. Lagarde verglich die derzeitige Lage mit der Situation in Japan nach dem Tsunami 2011. Damals seien Autohersteller fast vollständig von Nachschub abgeschnitten gewesen, doch nach neun Monaten sei der Normalzustand wieder erreicht worden, die Lieferketten waren wieder intakt. "Manager werden auch heute alles daransetzen, ihre Geschäfte wieder ins Laufen zu bringen", sagte Lagarde.

Mögliche Zweitrundeneffekte, vor allem durch hohe Lohnforderungen, beobachte die EZB aber genau. Die Zentralbank werde sicherstellen, "dass die Inflationserwartungen bei zwei Prozent verankert werden".

Foto: EZB (über dts Nachrichtenagentur)

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