Berlin - Ausländer müssen teilweise länger als ein Jahr warten, bis sie ein Termin in einer deutschen Botschaft bekommen, um eine Zusammenführung mit engen Verwandten in Deutschland zu beantragen. In den Vertretungen der Bundesrepublik in Pakistan, Serbien, Albanien und Marokko warten Antragsteller mehr als ein Jahr, geht aus der Antwort des Auswärtigen Amtes auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben) berichten.

Dasselbe gilt demnach für Afghanen, die in Indien ein Visum für Familienzusammenführung in Deutschland stellen wollen. Ausländer müssen ein Visum in der deutschen Botschaft in ihrem Heimatland beantragen, um zu ihren engsten Verwandten nach Deutschland zu reisen. Das gilt beispielsweise auch für Eltern von minderjährigen Flüchtlingen und Ehepartnern eines Geflüchteten, der bereits einen Aufenthaltstitel in Deutschland hat. Auch Ausländer, die zu ihren deutschen Ehepartnern wollen, benötigen ein Visum von der Botschaft in ihrem Heimatland.

Auch in anderen Staaten warten die Menschen Monate auf einen Termin bei den deutschen Behörden vor Ort. In derzeit zwölf Ländern beträgt die Wartezeit sogar mehr als ein halbes Jahr. In Ländern wie Iran oder Tunesien liegt die Terminvergabe derzeit bei 32 beziehungsweise 28 Wochen. In Nigeria beträgt die Wartezeit für Familienangehörige 48 Wochen, in Bosnien und Herzegowina 36 Wochen.

Das Auswärtige Amt erklärt die "teils sehr langen Wartezeiten" mit den Beschränkungen durch die Corona-Pandemie. Der Ausbruch des Virus habe "leider die Arbeitsfähigkeit der Visastellen" erheblich beschränkt. "Einige Visastellen mussten sogar mehrfach für längere Zeiträume geschlossen werden, darunter die Botschaften in Teheran, Kiew, Kairo, Islamabad und Manila." Die Linkspartei kritisiert den Umgang der Bundesregierung mit der Terminvergabe für Familienzusammenführungen.

Die Wartezeiten in den Botschaften und Konsulaten seien "unerträglich lang, in manchen Ländern schlicht inakzeptabel", sagte die Linken-Abgeordnete Gökay Akbulut den Funke-Zeitungen. Die Politikerin hob hervor, dass die Wartezeiten bereits vor der Pandemie sehr lange und teilweise Monate betragen hätten. "Es ist in meinen Augen eine nicht akzeptable Ungleichbehandlung, wenn bei der Terminvergabe an begehrte Fachkräfte eine gesetzliche Frist von längstens drei Wochen gilt, engste Familienangehörige aber häufig mehr als ein halbes oder sogar ein Jahr warten müssen, um überhaupt einen Nachzugsantrag stellen zu können", sagte Akbulut.

Foto: Schild einer deutschen Botschaft im Ausland (über dts Nachrichtenagentur)

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