Berlin - Vertreter der Opposition im Deutschen Bundestag haben scharfe Kritik an der Afghanistan- Mission von Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) geübt. "Die Reise kommt ein oder zwei Jahre zu spät", sagte Alexander Graf Lambsdorff (FDP) dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Dienstagausgaben).

Die Gespräche die man heute führt, hätten schon viel früher geführt werden müssen: "Es wird klar, dass es keine Strategie gab." Deutschland habe sich in Abhängigkeit der Taliban begeben, kritisierte Graf Lambsdorff. "Wir haben die Zügel hier nicht mehr in der Hand. Die Taliban haben nun die Entscheidungshoheit darüber, was mit den deutschen Staatsbürgern und den Ortskräften passiert." Grünen-Politiker Jürgen Trittin äußerte Zweifel am Erfolg der Reise: "Heiko Maas möchte mit dieser Reise nachträglich den Eindruck erwecken, dass er etwas tut", sagte Trittin dem RND. "Doch die Versäumnisse die bei der Evakuierung und der Visa-Erteilung gemacht wurden, kann man nicht mehr aufholen." Die deutsche Regierung habe sich durch ihr Verhalten erpressbar gemacht. "Dieses Versagen hat uns in die Situation gebracht, dass wir nun mit autoritären Herrschern wie Erdogan und den radikalen Taliban verhandeln müssen", so Trittin. "Insgesamt hat Deutschland rund 5.000 Menschen ausgeflogen, darunter nur knapp 100 Ortkräfte", beklagte Trittin. "Private Retter haben rund 300 Menschen ausgeflogen - das heißt, sie haben mehr Menschen gerettet als Heiko Maas", so der Grünen-Politiker. Das sei eine verheerende Bilanz. Nach vorläufigen Angaben des Bundesinnenministeriums hat die Luftbrücke 138 Ortskräfte mit ihren Familien nach Deutschland gebracht. Es handele sich um insgesamt 634 Menschen, sagte ein Sprecher. Nach dem Beginn der Luftbrücke sei die Anzahl der Hilfesuchenden deutlich gestiegen - mittlerweile seien es mindestens 40.000 Menschen, hieß es weiter. Außenminister Heiko Maas ist derzeit auf einer Reise durch vier Länder, die eine wichtige Rolle für die Ausreise schutzbedürftiger Menschen aus Afghanistan spielen. Dabei machte er klar, nicht selbst mit den Taliban reden zu wollen. Zudem kündigte er an, nur den Menschen bei der Ausreise helfen zu wollen, die auch eine Aufnahmezusage haben.

Foto: Heiko Maas (über dts Nachrichtenagentur)

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