Berlin - Der Verband Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) hat sich anlässlich des Internationalen Frauentags für eine Abschaffung des Ehegattensplittings ausgesprochen. "Das Ehegattensplitting ist überholt und sollte durch ein individualisiertes Steuerrecht nach dem Vorbild Schwedens ersetzt werden", sagte die FidAR-Vorsitzende Monika Schulz-Strelow den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).

"Das Ehegattensplitting verführt Frauen, ihren Job aufzugeben, weil der Netto-Lohn durch die schlechte Steuerklasse zu gering ausfällt." Dies könne sich spätestens bei Kurzarbeit, nach einer Scheidung oder im Alter durch eine Minirente rächen. Jeder Mensch sollte für sich selbst finanziell sorgen können. "Das Ehegattensplitting ist ein Machtmittel des Mannes und zugleich eine Bequemlichkeitsfalle für Frauen." Wirtschaftswissenschaftlerinnen setzten sich für zudem für eine bessere Kinderbetreuung ein, damit Frauen mehr Chancen auf Führungspositionen erhalten. "Nicht zuletzt die Coronakrise hat gezeigt, dass eine institutionelle Kinderbetreuung die Basis für die Berufstätigkeit ist", sagte Yvonne Lott, Expertin für Geschlechterforschung im WSI der Hans-Böckler-Stiftung. "Ohne gesicherte Kinderbetreuung ist kein Vollzeitjob möglich." Diese müsse noch besser ausgebaut werden. "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf - unter anderem durch Homeoffice und flexible Arbeitszeiten - ist auch eine wichtige Basis für Erfolg und Karriere." Für mehr Gleichberechtigung in der Arbeitswelt müsse außerdem die Sorgearbeit für Kinder gerecht zwischen Männern und Frauen aufgeteilt werden, so Katharina Wrohlich, Expertin für Gender Economics am DIW Berlin: "Ein Schritt dahin wäre es, die Elternzeit zwischen Vater und Mutter paritätisch aufzuteilen." Auch Janina Kugel, frühere Siemens-Vorständin und heutige Senior Advisor der Boston Consulting Group, ist überzeugt: "Beide Elternteile sollten einen signifikanten Anteil an der Betreuung des Kindes übernehmen müssen, damit Rollenbilder sich ändern." Beispielsweise sollten Eltern, die für 14 Monate Elterngeld beantragen, die nur voll bezahlt bekommen, wenn der Vater davon mindestens sechs Monate übernimmt, sagte Kugel. "Und nicht wie bisher meistens zwei Monate."

Foto: Frauen mit Kleinkindern (über dts Nachrichtenagentur)

Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?

Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: