Paris - Der ehemalige französische Staatspräsident François Hollande hat das Engagement des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder für den russischen Gaskonzern Gazprom scharf kritisiert. "Wir haben keine Zwangsmittel gegen ihn außer der Moral, aber die Moral zählt", sagte er der "Zeit".

Niemandem sei es verboten, Geschäfte zu machen, aber man sei nicht verpflichtet, "mit dem zu Teufel speisen, auch nicht mit einem langen Löffel". Hollande begrüßte unterdessen die deutsche Kehrtwende in der Sicherheitspolitik und forderte weitere Sanktionen gegen Russland. "Ich erwarte von Deutschland, dass es mehr Geld für seine Landesverteidigung ausgibt und sich aus der Abhängigkeit von russischem Öl und Gas befreit", sagte er der Wochenzeitung. Er lobte die Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz, 100 Milliarden Euro zusätzlich für die Bundeswehr ausgeben zu wollen.

"Dies ist eine sehr wichtige Entscheidung, die das Europa der Verteidigung nun möglich macht. Frankreich kann diese Geste nur begrüßen und auf schnelle Taten hoffen." Zugleich drängt der frühere Präsident darauf, auch den russischen Energiesektor mit Sanktionen zu belegen. "Wir sind bei den Sanktionen noch nicht weit genug gegangen", sagte er.

"Wenn wir Russland bestrafen wollen, müssen wir auch die Konsequenzen für unseren eigenen Lebensstil tragen. Das ist die Voraussetzung für Effizienz und Solidarität." Wenn Deutschland seine Öl- und Gaslieferungen ausnehme, "dann hat Putin gute Aussichten, die Ukraine zu zerschmettern". Um ihn kurzfristig zurückzudrängen, reiche es nicht aus, die Staatsspitzen und die Banken zu sanktionieren.

Foto: François Hollande (über dts Nachrichtenagentur)

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