Zugegeben: Dieser Text war anfangs weniger für die Öffentlichkeit gedacht. Er sollte ein Ventil sein. Manchmal schreibe ich Texte mit vielen meiner mich belastenden komplexen Gedankengänge bzw. Sorgen. Ich wollte also Luft rauslassen. Damit ich leichter neue Luft einatmen kann.

Seit geraumer Zeit bedrückt mich die Situation in unserem Land sehr. Weil ich mich fremd im eigenen Land fühle. Das klingt jetzt vielleicht anders als es auf den ersten Blick wirkt. Aber es trifft mein Gefühl sehr gut.

Ich fühle mich als Mensch im frühen Erwachsenenalter irgendwie unverstanden, altmodisch, nicht wirklich akzeptiert, fast schon diskriminiert.

Dabei bin ich in Berlin geboren und aufgewachsen. Ich schreibe und spreche perfekt deutsch. Bin hier zur Schule gegangen und habe mein Abitur erfolgreich abgeschlossen. Bin danach zur Bundeswehr und habe meinen Grundwehrdienst absolviert. Und aktuell beende ich mein Jura-Studium und habe seit meinem 15. Lebensjahr hier und da gearbeitet. Ich bin also top-integriert. Das sage ich nicht nur aus Sicht eines Deutschen mit syrischem Migrationshintergrund. Denn auch „Bio-Deutsche“ können so gesehen im eigenen Land nicht integriert sein, wenn sie sich gesellschaftlich nicht „konform“ verhalten. Aus meiner Sicht müsste man dafür aber ein krasser „Außenseiter“ sein. Ich definiere Integration also keinesfalls mit der politischen Einstellung, außer man gehört zu wirklich extremistischen Lagern. Und damit meine ich sicher nicht die verzweifelte Methode, mit der Andersdenkende inflationär an den Rand gedrängt werden, obwohl sie völlig gesund sind und denken. Denn anders denken, bedeutet nicht nicht integriert zu sein.

Aber darum geht es hier erst einmal nicht.

Mir geht es eher darum, dass meine Eltern so viel daran gesetzt haben, dass ich mich sehr gut integriere. Dass ich sehr gut vorbereitet werde auf das Leben in diesem Land. Sie sind sogar in einen Bezirk gezogen, in dem nicht überwiegend oder zahlreich Ausländer oder Menschen mit Migrationshintergrund gewohnt haben. Ich sollte so aufwachsen wie jeder andere Mensch, der dieses Land kennt und das Leben in diesem Land respektiert und wertschätzt. Ich fühle mich auch deutsch. Ich fühle mich als Teil dieses Landes und der Gesellschaft.

Doch mittlerweile frage ich mich, was das überhaupt gebracht hat ?

Vor wenigen Jahren noch hatte ich das Gefühl, dass meine Eltern alles richtig gemacht haben. Weil Leistung wirklich belohnt wurde.

Heute fühle ich nicht mehr so. Auch wenn meine Eltern natürlich rein objektiv alles richtig gemacht haben. Aber in diesem Land wird nicht mehr viel auf Integration, Leistung, Fortschritt, Einigkeit, Recht und Freiheit gesetzt.

In diesem Land kriegen mittlerweile überwiegend diejenigen eine Plattform, die schauspielerisch die besten Leistungen hinlegen und am besten auf sich aufmerksam machen können. Einige von ihnen sind nicht wirklich gut integriert. Wenn dann systematisch integriert, also einer politischen Agenda zugute kommend. Nicht aber gesellschaftlich. System und Gesellschaft driften mittlerweile auseinander. Zumeist kriegen also diejenigen eine Plattform, die mit dem System bzw. der aktuellen Agenda mitschwimmen und die Linie des Mainstreams eben nicht verlassen. Nach außen sieht man das oft gar nicht. Weil sie rebellisch wirken. Rebellisch sein wirkt nicht systemkonform.

Was aber wenn das System eine Rebellion mit Hilfe Anderer anstrebt ? Sie als "Influencer" benutzt.

Die ständige Opferrolle wird belohnt. Gewinner sind diejenigen, die bei der seit geraumer Zeit eröffneten Opfer-Olympiade teilnehmen und die besten und aufsehenerregendsten Geschichten erzählen.

Darunter sind vor allem Menschen, die zwar keine Mehrheit darstellen, aber mit einer unfassbar starken Dynamik auf die Gesellschaft zurollen - sodass sie aufgeblasen wie eine Mehrheit wirken. Sie wälzen viele ab und viele um. Die Resultate sind Spaltung, Hass, Orientierungslosigkeit und Extremismus.

Und so kommt es dazu, dass sich in der Realität eine Mehrheit von einer Minderheit - aufgrund der mächtigen Plattform und mit Hilfe mächtiger Organe - unterdrückt fühlt. Weil die Stimme der Mehrheit gar nicht mehr realistisch zum Tragen kommt.

Fremd im eigenen Land. So würde ich es bezeichnen. Die Mehrheit möchte diese "Rebellion" nicht. Zumindest noch nicht.

Fremd im eigenen Land. Damit sind nicht nur eigentlich integrierte „Bio-Deutsche“ oder nur Menschen mit Migrationshintergrund oder andere gemeint. Damit sind einfach all diejenigen gemeint, die mittlerweile unter diesen Problemen leiden.

Bist du gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung, bist du ein „Nazi“. Dabei meinst du einfach die Politik, nicht die Flüchtlinge an sich, die ein Resultat der fürchterlich unmenschlichen Fluchtpolitik der Bundesregierung sind, die wiederum viele Herkunftsländer der Flüchtlinge mit zerstört hat. Du willst dich also eigentlich wirklich für die Menschen, ihr Leid und ihre Länder einsetzen und dafür, dass sie ihr eigentlich mögliches, schönes Leben oder das schöne Leben von davor fortführen können. Aber eben auch vor den Gefahren (Islamismus, Terrorismus etc.) warnen, die unser Land - Deutschland - eingeholt haben, aktuell einholen und noch einholen werden.  Aber damit andere sich erst gar nicht mit dir und deiner Meinung befassen, die viele Missstände offenbart, wirst du schnell diffamiert.

Bist du gegen die Corona-Politik der Bundesregierung, die viele Menschenleben gekostet oder anders leiden lassen hat, bist du ein „Corona-Leugner“, ein „Verschwörungstheoretiker“, ein „Nazi“ etc. Dabei willst du doch nicht das Virus leugnen. Du willst nur auf die Missstände, Widersprüche, undemokratischen und grundgesetzfeindlichen Freiheitseinschränkungen und Gefahren aufmerksam machen, die diese Politik bzw. Politiker mit sich bringen. Und auch hier brauchst du ein schnelles Pferd.

Bist du gegen Rassismus und gegen die Art und Weise, wie selbsternannte „Anti-Rassisten“ ihre Kampagnen bzw. ihre Agenda durchführen, bist du ein „Rassist“ und „Nazi“. Weil du darauf aufmerksam machst, dass einige den Rassismus-Begriff für sich allein beanspruchen wollen und damit im Kern oftmals selbst rassistische Züge vorweisen. Allein die Verallgemeinerung ganzer Stereotypen, die sonst vorher angeprangert wurde, wird von diesen „Aktivisten“ selbst benutzt. Sie wurde mittlerweile von ihnen gar perfektioniert. Rassismus gibt es überall und könnte sich gegen alle Menschentypen richten. Es kommt immer auf die Umstände an. Warum will man sich menschlich geben, aber anderen nicht die Chance einräumen, ihren erlebten Rassismus unter derselben Kategorie zu verarbeiten. Und das nur, weil man die andere Person nicht fühlen möchte. Weil man etwas egoistisch für sich oder seinen Stereotypen allein beanspruchen möchte, obwohl es nicht für einen Stereotypen allein definiert wurde.

Ich könnte noch so viele andere Beispiele aufzählen. Klima, Gender uvm. Aber das würde den Rahmen sprengen. Daher belasse ich es bei diesen Beispielen.

Ich verstehe nicht, weshalb man nicht so klar und deutlich differenzieren kann. Am Ende wollen wir doch Einigkeit, Recht und Freiheit. Wir wollen Frieden. Oder steht mittlerweile der Erfolg und das Bedürfnis einzelner Personen über dem Allgemeinwohl ? Dazu darf und sollte es niemals kommen.

Fremd im eigenen Land sollte niemand sein. Alle sollten sich heimisch und vertraut fühlen. Alle, die hierher gehören und hierher passen. Alle, die sich integrieren möchten. Alle, die bei allen Themen dieser Welt nur so weit gehen, dass es dem Allgemeinwohl dient und Freiheit und Entfaltung der anderen weiter aufrecht bleiben. Alle, die dieses Land wertschätzen wie es ist bzw. war. Die es eben nicht ihrem persönlichen Interesse nach verändern wollen. Wir werden es niemals Einzelgängern recht machen können. Und einzelne Bedürfnisse werden es dem Allgemeinwohl niemals recht machen.

Wer nach Deutschland kommt, muss wissen, was dieses Land ausmacht. Wofür es steht. Was es durchgemacht hat. Wo die Grenzen sind. Dass ein Land von der Integration der Menschen lebt und sich eben nicht selbst - mit Einzelgängern - integrieren bzw. in vielen Fällen assimilieren darf und auch niemals sollte. Ja, ein Land darf sich verbessern. Es sollte allen darin lebenden Menschen, gutgesinnten Menschen, gerecht werden. Aber sich eben niemals assimilieren - dahingehend, dass man Dinge, für die Menschen dieses Landes in der Vergangenheit Jahrzehnte oder länger hart gekämpft haben, leichtfertig aufgeben. Nicht alles Alte ist schlecht. Nicht alles Neue ist gut. Und nicht alles Alte ist gut. Und nicht alles Neue ist schlecht. Ohnehin fehlt mir der Respekt vor Alter und altbewährtem. Man muss vorsichtig sein. Hier geht es um viel mehr als es vielen von uns bisher klar geworden ist. Hier geht es um das Allgemeinwohl. Um die Zukunft. Eben um Einigkeit, Recht und Freiheit.

Ich bin nicht bereit, Freiheit für Sicherheit aufzugeben. Ich bin nicht bereit Sicherheit für Offenheit aufzugeben. Ich nicht bereit Fortschritt für Mittelmaß aufzugeben, um es Einzelgängern recht zu machen. Ich bin nicht bereit, dieses Land, das mir viel gegeben hat, für kranke Ideologien, Eliten oder das Establishment aufzugeben.

Menschen werden mittlerweile dazu angeregt, sich dramatische Opferrollen auszudenken, um große Plattformen zu bekommen. Dafür verkaufen sie sich und alles, was sie ausgemacht hat. Von „Bio-Deutschen“ bis hin zu zugewanderten Menschen. Wir erziehen und fordern Mimosen auf Kosten einer tollen, fortschrittlichen Zukunft.

Vieles fühlt sich einfach nur noch geheuchelt, erstunken und erlogen an. Glaubwürdigkeit geht verloren. Das Gefühl für Menschlichkeit fängt an, uns zu nerven. Sie verderben unsere Menschlichkeit.

Sollte es so weiter gehen, sehe ich schwarz für dieses Land. Ein Land lebt von Zusammenhalt, Ehrlichkeit, Liebe, Identität (zu der alle gehören und beitragen dürfen) und Chancengleichheit. Vor allem aber auch davon, Probleme anderer Länder nicht zu übernehmen, weil sie ein toller Lifestyle für Einzelgänger werden könnten, der ihnen unehrliches Geld und unehrliche Bekanntheit einbringen  würde. Auf Kosten des Allgemeinwohls. Die Befriedigung der moralischen Überlegenheit einzelner Personen geschieht oft auf Kosten des Allgemeinwohls. Gesellschaftlich leicht verdienter Applaus ist zur Mode geworden. Man schreibt oder sagt Sachen, die alle nur toll finden können. Intensiv mit dem Kern der Themen befassen, tun die wenigsten Leute, die ihrem Egoismus nacheifern. Unwissenheit oder aber Angst, die politische Korrektheit zu verlassen, steht bei diesen Personen ganz oben. Damit ist der gesamte Ansatz gefährlich, weil wir eine Scheinwelt zulassen, die gar nicht existiert und die wahren Hintergründe der vielen Probleme ausblenden und somit liegen lassen.

Fremd im eigenen Land. So will ich mich nicht mehr fühlen. Ich will mich wieder wohlfühlen. Mit und in meiner Gesellschaft. Mit einer gesunden Diskussionskultur. Man muss nicht immer einer Meinung sein. Aber man muss die andere Meinung akzeptieren und respektieren. Dabei müssen wir auch alte Maßstäbe anwenden. Statt inflationärem Missbrauch von Wörtern, die wir für einige extremistische Rand-Gruppen dieses Landes wirklich benötigen, sollten wir geduldig, aufmerksam und fair mit unseren Mitmenschen umgehen.

Man überfordert die Menschen. Sie fühlen sich unterdrückt. Sie fühlen sich fremd im eigenen Land.

Es wird Zeit, lächerliche Kämpfe zwischen gesund links, rechts und der Mitte sein zu lassen. Viele lächerliche Themen werden uns von oben aufgezwungen. Damit wir miteinander und gegeneinander beschäftigt sind. Der eigentliche Fokus sollte unten gegen oben sein. Alles andere ist Ablenkung vom eigentlichen Geschehen. Die Politiker und das gesamte System der Unantastbarkeit, das sie mittlerweile erschaffen haben, ist pervers. Die da oben müssen verstehen, dass wir die Macht besitzen. Volkssouveränität. Das Volk in seiner Gesamtheit steht EINZIG über der Verfassung. Niemand sonst. Mittlerweile denken Politiker, sie stehen über der Verfassung und entkräften diese nach Belieben. So geht das nicht. Volksvertretung ist ihre Aufgabe. Tun sie das nicht, müssen sie es wieder lernen. Wir müssen es ihnen beibringen. So war es schon immer.

Mittlerweile vertreten Politiker eher Großkonzerne, andere Staaten oder fragwürdige Organisationen. Auf Kosten des Allgemeinwohls. Ja, auch das ist der Kapitalismus.

Auch wenn es vielen nicht passt. Selbstreflexion. Niemand sollte eine Ideologie vollständig annehmen. Nehmen Sie sich das beste aus allem. Wir Menschen haben ein Gehirn. Dieses Gehirn ist herausragend. Daher ist es gefährlich für die da oben. Und daher wird es ständig betäubt. Wachen Sie auf. Haben Sie den Mut, sich Ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Gehen Sie auf die Straßen. Für Einigkeit, Recht und Freiheit.

Dann - und nur dann - geht es wieder bergauf.

M.H.

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