Berlin - "Fridays for Future"-Aktivistin Luisa Neubauer warnt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor einem zu zögerlichen Vorgehen beim Klimaschutz. Er könne "für `moderaten Klimaschutz` werben und Klimamaßnahmen runterschrauben und wirkt damit, genau wie er selbst, ausschließlich nüchtern und durchdacht", schreibt sie in einem Gastbeitrag für das Nachrichtenportal Watson.

"Was Herr Scholz - und auch sonst kaum jemand - aber nicht sagt: Wenn Krisen eskalieren, wenn sie exponentiell wachsen, dann funktioniert moderate Politik nicht." Scholz‘ Wahlkampfaussage vom Kohleausstieg bis 2038 kommentiert Neubauer so: "Man muss die Klimakrise nicht sonderlich gut durchdrungen haben, um zu verstehen, dass das keine nüchterne Politik ist, sondern zugedröhnte Eskalation." Die Klimakrise ticke anders als andere politische Herausforderungen. "Anders ticken müsste also auch die Politik, die es mit ihr aufnehmen will. Sie müsste schneller sein als alles was wir kennen. Sie müsste Emissionen so konsequent überwachen, als wäre es unser Taschengeld in der vierten Klasse. Und sie müsste in jedem einzelnen Sektor mitgedacht werden. Ein `zu schnelles` Handeln und ein `zu viel` machen gibt es in der Klimakrise nicht. Da gibt es nur das genaue Gegenteil."

Als entscheidend bewertet die "Fridays for Future"-Aktivistin etwa Scholz‘ Haltung dazu, ob Erdgas und Atomkraft künftig von der EU als "grüne Energien" gelabelt werden. "Bisher plädiert Scholz dafür, Gas als nachhaltig zu klassifizieren - und damit den Weg zu ebnen für eine flächendeckende Gasexpansion quer durch Europa. Es wäre ein maximal realitätsferner Start in seine Amtszeit als Bundeskanzler", so Neubauer.

Das Fazit der Klimaaktivistin: Deutschland unterliege einer Verwechslungsgefahr. "Hinter diesem so herrlich moderaten neuen Kanzler steht in Sachen Klima eben rein gar nichts Moderates. Die Wahrheit, die auch Olaf Scholz der Republik unterbreiten sollte, ist nämlich die: Wir haben keine Wahl zwischen etwas mehr oder etwas weniger Klimaschutz. Wir haben eine Wahl zwischen radikalen Emissionsminderungen in den nächsten Jahren, oder einem baldigen Meet and Greet mit diversen Klimakipppunkten, von denen wir nur das Schlimmste erahnen können."

Foto: Windräder (über dts Nachrichtenagentur)

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