Berlin - In den Lagern des Bundes und des deutschen Pharmagroßhandels liegen derzeit rund 80 Millionen Corona-Impfdosen, für die es auf absehbare Zeit keine Abnehmer geben dürfte und denen deshalb der Verfall droht. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Unions-Bundestagfraktion hervor, über die die Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" in ihren Freitagausgaben berichten.
Demnach befinden sich 77 Millionen Dosen in den zentralen Lagern des Bundes und drei Millionen beim Großhandel. Dabei handelt es sich zum Großteil um mRNA-Impfstoffe der Hersteller Biontech und Moderna. Hinzu kommt den Angaben der Regierung zufolge noch im Mai oder Juni eine Lieferung von 30 Millionen Dosen des proteinbasierten Impfstoffs Novavax, der eigentlich Skeptiker überzeugen sollte, aber inzwischen als Ladenhüter gilt. Mit der Lieferung steigen die Bestände auf 110 Millionen Dosen. Die Abgabe an ärmere Staaten scheidet nach Auskunft der Bundesregierung trotzdem praktisch aus, da die internationale Impfinitiative Covax derzeit keinen Bedarf mehr hat. "Das globale Impfstoffangebot übersteigt inzwischen die weltweite Nachfrage", heißt es in der Antwort der Regierung. "Seit Ende des ersten/Anfang des zweiten Quartals 2022 zeichnet sich ab, dass Covax allenfalls noch geringe Mengen an Impfstoffen annehmen kann", so das Gesundheitsministerium. Die Union übte scharfe Kritik am Impfstoffmanagement von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). "Der Minister hat sich in seinem Einkaufsrausch verschätzt", sagte der CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge dem RND mit Blick auf umfangreiche Nachbestellungen von Lauterbach kurz nach dessen Amtsantritt Ende 2021. "Der Annahmestopp bei Covax zeigt: Deutschland wird auf seinen Impfstoff-Überschüssen sitzen bleiben", so der gesundheitspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion. "Selbst wenn längere Haltbarkeitsfristen gelten, werden Millionen Dosen verfallen, bevor eventuell im Herbst die Nachfrage wegen einer neuen Corona-Welle wieder steigt", warnte er. Aus den Antworten der Bundesregierung geht zudem hervor, dass die von der Ampelregierung Ende Januar gestartete Impfkampagne ("Impfen hilft") nur wenig effektiv war: Laut Regierung gab es seitdem 900.413 Erstimpfungen. Gekostet hat die Kampagne bisher 31 Millionen Euro. "Kosten und Nutzen stehen in keinerlei Verhältnis", beklagte Sorge. "Für eine zweifelhafte Kampagne im Design von Vorgestern hat Minister Lauterbach jede Haushaltsdisziplin über Bord geworfen", kritisierte der CDU-Gesundheitspolitiker.
Foto: Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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