Berlin - Die Grünen haben sich offen dafür gezeigt, mehr Erdöl und Erdgas in der deutschen Nordsee zu fördern. "Wir prüfen, ob und unter welchen Bedingungen eine Erhöhung der Öl- und Gasförderung in Deutschland kurzfristig möglich ist", sagte Wirtschaftsstaatssekretär Oliver Krischer dem "Tagesspiegel" (Montagsausgabe).

Zugleich stellte er für die Grünen im Gegenzug aber Bedingungen: Zu prüfen seien auch solche Maßnahmen, mit denen kurzfristige Verbrauchssenkungen erreicht werden könnten - "allen voran ein Tempolimit". Der Koalitionsvertrag sieht bisher ein Verbot für neue Öl- und Gasbohrungen in Nord- und Ostsee vor. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte das zuletzt aber infrage gestellt. "Wir müssen die Festlegung des Koalitionsvertrages, in der Nordsee den Abbau von Öl und Gas nicht fortsetzen zu wollen, hinterfragen", sagte er dem "Tagesspiegel".

Aufgrund der Entwicklung der Weltmarktpreise scheine dies wirtschaftlicher zu werden. Zumindest für eine Übergangszeit werde Deutschland noch Öl und Gas brauchen. Nach Angaben des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) wurden zuletzt rund 1,9 Millionen Tonnen Erdöl pro Jahr gefördert, vor allem in der Nordsee. Dazu rund fünf Milliarden Kubikmeter Gas.

Die meisten Gebiete liegen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. "Die Förderung in Deutschland in geringem Umfang zu erhöhen ist denkbar, wenn Politik, Gesellschaft und Behörden unsere Aktivitäten unterstützen", sagte eine Sprecherin des BVEG dem "Tagesspiegel". In Deutschland wurden zuletzt pro Jahr etwa 96 Millionen Tonnen Erdöl und rund 87 Milliarden Kubikmeter Gas verbraucht (Zahlen für 2020). Deutschland importierte dabei 28 Millionen Tonnen Rohöl und 56,3 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland.

Foto: Eine Boje im Meer (über dts Nachrichtenagentur)

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