Berlin - Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen vermisst eine klare und rechtzeitige Strategie für Auffrischimpfungen. Zwar sei ein Anspruch darauf in der neuen Impfverordnung verankert, "aber die konkrete Impfstrategie ist völlig unklar und selbst angesichts der vierten Welle im Sommer nicht vorbereitet worden", sagte er der "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe).

"Die Bundesregierung regiert weiter im Unklaren, anstatt durch mehr Impftempo und frühzeitiges Handeln die offensichtlichen Schwächen des Krisenmanagements auszugleichen", kritisierte Dahmen. Er forderte eine "systematische Auffrisch-Impfkampagne" für alle Menschen, bei denen die Wirkung der Impfstoffe aufgrund hohen Alters oder geschwächten Immunsystems mutmaßlich zu gering ist. Gleiches gelte auch für Beschäftigte in den Pflegeheimen und Kliniken, die regelmäßig mit vulnerablen Gruppen arbeiten und deren Impfung in der Regel bereits länger als sechs Monate zurückliege. "Die Bundesregierung hat es verpasst, frühzeitig systematisch Daten für Deutschland zu erheben, für wen und wann sogenannte Booster-Impfungen zwingend sinnvoll sind", so der Grünen-Politiker weiter.

Zugleich halte er eine entsprechende Empfehlung durch die Ständige Impfkommission für förderlich. "Eine faktenbasierte Einschätzung und offizielle Impfempfehlung für besonders gefährdete Gruppen durch die Stiko würde das Vertrauen innerhalb der Bevölkerung stärken und vielleicht auch der Bundesregierung helfen, hier nicht nur auf Sicht zu fahren", sagte Dahmen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach schloss sich dieser Forderung an. "Ich halte es für unerlässlich, dass wir eine klare Empfehlung für die dritte Impfung seitens der Stiko jetzt bekommen", sagte er der "Rheinischen Post" dazu.

"Wir brauchen eine solche Empfehlung schnell, da die Impfung jetzt beginnen kann." In der Bevölkerung und auch bei den Ärzten in den Impfzentren sei "große Verwirrung" entstanden. Dabei sprach sich Lauterbach für zielgenaue Drittimpfungen aus. "Ich befürchte, dass jetzt viele mit einer dritten Impfung versehen werden, die davon nicht profitieren, während diejenigen, die sie dringend benötigen würden, sie nicht bekommen."

Der Impfstoff dürfe nicht verschwendet werden. "Wird die Impfung unnötiger Weise bei Niedrigrisiko-Vorgeimpften und Jüngeren gemacht, verschwenden wir nicht nur Impfstoff, der in anderen Ländern benötigt würde, sondern haben auch keine zusätzliche Wirkung des Impfstoffes zu erwarten", sagte Lauterbach weiter.

Foto: Impfzentrum (über dts Nachrichtenagentur)

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