Die erste Version dieses Artikels erschien am 2. März 2020
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All diese Ereignisse passierten am Freitag den 28.02.2020. An diesem Tag stand ich von morgens bis abends in der Apotheke und habe den Menschen mindestens 500 mal sagen müssen, dass wir kein Desinfektionsmittel mehr haben.
Und Atemschutzmasken? Nein, auch keine Atemschutzmasken mehr.
Das ging eigentlich die ganze Woche schon so, nur am Freitag war es extrem schlimm.
In meinem letzten Artikel — “Haben Sie noch Mundschutz da?” — Die Angst vor dem Coronavirus. — vom 29.01.2020 schrieb ich noch als Fazit:
Was mich übrigens wundert, ist, dass mich bisher so viele Menschen nach einem Mundschutz gefragt haben, aber tatsächlich kein einziger nach einem Desinfektionsmittel!
Das hat sich nun geändert. Massiv geändert. Nach meinem letzten Artikel war es eine Zeit lang ruhig. Die Menschen wussten, dass es keinen Mundschutz mehr gab. Vereinzelt kamen aber dennoch Kunden, um danach zu fragen. Manche wollten ins Theater gehen, andere ins Kino. Da brauchte es eben einen Mundschutz, man hatte nicht das Bedürfnis, sich anzustecken.
Kommentar vom 02.03.2021: Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, dass so ein "Mundschutz" eher Andere schützt. Wahrscheinlich hätte dann niemand danach gefragt.
Vor allem aber kamen viele Asiaten in die Apotheke, die nach Mundschutz fragten. Einige Chinesen wollten sogar große Mengen kaufen, um sie zu Verwandten nach China zu schicken.
Mitte Februar bekamen wir tatsächlich noch ein paar FFP2-Masken rein, die wir innerhalb einer Woche verkauften. Zu fairen Preisen. Die Nachfrage war da.
Nachdem die Medien weiter Panik verbreiteten, um ihre Auflagen zu steigern, ging plötzlich der Run auf Desinfektionsmittel los. In der letzten Februarwoche stieg die Nachfrage deshalb sprunghaft an.
Kommentar vom 02.03.2021: Vielleicht war es im Nachhinein gar nicht falsch Panik zu verbreiten. Vielleicht wäre uns viele Tote und Infizierte erspart geblieben, wenn man von Anfang an große Angst vor dem Virus gehabt und alles daran gesetzt hätte, dessen Ausbreitung zu verhindern.
Am Donnerstag, den 27.02.2020 bekamen wir noch 30 kleine Flaschen Handdesinfektionsmittel und zehn große geliefert.
Kurz vor meiner Pause platzierte ich sie alle in einem Aufsteller. Als ich eine Stunde später zurück kam und meinen ersten Kunden bediente, lautete seine Frage:
“Haben Sie noch Desinfektionsmittel?”
Meine Antwort war:
“Ja, wir haben tatsächlich noch etwas reinbekommen.”
Ich ging zum Aufsteller, um ihm etwas zu holen, doch es waren alle weg! Alle Flaschen! Die großen, wie die kleinen. Nach einer Stunde. Alle weg.
(Vielleicht sogar früher - ich war ja in der Pause. Woher soll ich das wissen?)
Freitag dann also der Horrortag. Rund um die Uhr standen Menschen in der Schlange oder kamen direkt an den HV-Tisch, weil sie keine Lust auf Warten hatten, um mich dann im Beratungsgespräch zu unterbrechen. Es war verrückt und vor allem anstrengend.
Den meisten Kunden merkte man an, dass sie schon in zig anderen Apotheken waren, bevor sie zu mir kamen.
Eine ältere Frau hingegen dachte sich, dass sie jetzt auch mal nach einem Desinfektionsmittel fragen müsste, und war dann verwundert, dass andere tatsächlich die gleiche Idee hatten wie sie, und sie nun keines mehr bekommen konnte.
Meine USK war sogar der Meinung, den ganzen Tag Latexhandschuhe tragen zu müssen, um sich zu schützen.
Wir fanden das aus mehreren Gründen nicht sehr sinnvoll. Ich fand das sogar eher lächerlich. Sie trug ein Paar für mehrere Stunden, desinfizierte oder wusch diese nicht, und fasste alles mit ihnen an. Alles, was meine Kollegen und ich auch anfassen mussten, natürlich ohne Handschuhe.
Angeblich sollen Handschuhe ja verhindern, dass man sich damit ins Gesicht fasst. Naja.
Ich hingegen wusch und desinfizierte regelmäßig meine Hände. Und ganz wichtig: Ich fasse mir grundsätzlich nicht mit dreckigen Händen ins Gesicht. Ich habe den ganzen Tag Geld in der Hand und das Letzte, was ich tun möchte, ist mir ins Gesicht zu fassen.
Mein Kollege ist da anders: Er leckt sich seine dreckigen Finger ab, damit er die Rezepte besser auseinander bekommt, wenn ihm der Kunde mehrere in die Hand drückt. Ich rede mir da den Mund fusselig, aber er macht das automatisch.
Genauso wie die Kunden, die ich auch immer wieder dabei beobachte, wie sie sich die Finger ablecken, bevor sie das Rezept aus der Tasche ziehen. Ich mag es sehr, sehr gerne, fremden Speichel an meinen Händen zu haben. Vielleicht aber auch nicht.
Egal. Zurück zu meiner behandschuhten Kollegin: Was mich außerdem daran störte, war, dass sie damit unnötig Panik verbreitete.
“Oh, schau mal, Hubert, die Apothekerin trägt Handschuhe, um sich vor dem Coronavirus zu schützen. Wir brauchen unbedingt auch welche.”
Doch das ist Unsinn. Welchen Schutz sollen Handschuhe schon bieten? Außer vielleicht tatsächlich den, sich nicht ins Gesicht zu fassen. Das war’s aber auch schon.
Das Problem ist vielmehr, dass das Tragen von Handschuhen oder auch von einem Mundschutz einem das Gefühl gibt, dass man geschützt vor dem Virus sei und man sich deshalb nicht infizieren könne. Doch dadurch kann man eher leichtsinnig werden.
Kommentar vom 02.03.2021: Selbst ein Jahr später tragen manche Menschen noch Latexhandschuhe. Um sich mal im Bus festzuhalten, okay. Aber danach sollte man sie dann auch wegschmeißen. Wer die ganze Zeit Handschuhe trägt, diese nie desinfiziert und trotzdem alles anfasst, ist besser ohne dran.
Und mal ernsthaft: Wie oft sehe ich Menschen, die sich den zweiten Handschuh so ausziehen, dass sie mit der nackten Hand an den Fingern des Handschuhs ziehen, so, dass ihre Finger kontaminiert werden. Sehr, sehr oft.
Auch das Desinfizieren der Hände bietet nur einen Schutz, wenn man erstens ein Desinfektionsmittel gewählt hat, das auch die neuartigen Coronaviren abtöten kann. Das heißt, es muss mindestens begrenzt viruzid sein.
Und zweitens, wenn man seine Hände richtig desinfiziert: Die Hände müssen trocken sein, bevor man das Desinfektionsmittel drauf gibt. Anschließend müssen sie mit der richtigen Technik so desinfiziert werden, dass die kompletten Hände mit dem Mittel in Kontakt kommen und dabei 30 Sekunden nass bleiben. Sind sie zu früh wieder trocken, muss weiteres Desinfektionsmittel verwendet werden. Benetzungslücken sind zu vermeiden.
Dazu gibt es die Standard Einreibemethode für die hygienische Händedesinfektion gem EN 1500. Das klingt zwar sehr deutsch, um aber eine komplette Desinfektion zu erreichen, ist das leider notwendig.
Ich habe den ein oder anderen Tweet gelesen, dass manche Menschen jetzt sauer sind, weil sie kein Desinfektionsmittel mehr bekommen haben, da sie es aber dringender bräuchten als andere und einfaches Händewaschen ja auch reichen würde.
Nun ja, einfach Händewaschen reicht nicht unbedingt. Gründliches Händewaschen hingegen schon. Dazu müssen die Hände unter fließendes Wasser gehalten werden, um sie nass zu machen und dann werden sie ordentlich mit Seife eingerieben. Mindestens 20-30 Sekunden lang und zwar so, dass keine Stelle ausgelassen wurde. Anschließend wird die Seife abgespült. Logisch.
Und jetzt kommt der entscheidende Hinweis: Der Wasserhahn, der mit den “dreckigen” Händen zum Öffnen angefasst wurde, darf nach dem Händewaschen nicht wieder mit sauberen Händen angefasst werden, um ihn wieder zu schließen. Auch logisch. Nehmt ein Tuch oder den Ellenbogen. Je nach Art des Wasserhahns.
Meine Beobachtungen auf öffentlichen Toiletten (natürlich nur im Waschraum) zeigen mir: Viele fassen den “dreckigen” Wasserhahn wieder mit sauberen Händen an und anschließend öffnen sie die Tür, indem sie die dreckige Türklinke anfassen.
Also was hat das Händewaschen letztendlich gebracht? Vor allem, weil andere sich eben nicht die Hände waschen und zuvor die Türklinke angefasst haben.
So, Händewaschen. Schön. Hilft also, wenn man es richtig macht.
Aber: Wer kann sich denn schon die Hände waschen, nachdem er aus dem Bus ausgestiegen ist, in dem er sich dort an der schmierigen Stange festgehalten hat, wie schon hundert Menschen vor ihm? Da hilft dann nur die Desinfektion.
Wer jetzt schreit, dass man seine Hände ja dann auch zu Hause waschen könne, dem sei gesagt: Ja, natürlich kann man das.
Nur, sind wir ehrlich: Bis dahin wurde das Smartphone mit großer Wahrscheinlichkeit schon mehrmals angefasst. Kommt man dann nach Hause und wäscht sich die Hände und fasst mit sauberen Händen das “dreckige” Smartphone an, dann sind die Hände auch nicht mehr sauber. Klar, man kann es auch übertreiben, aber könnt ihr etwa keine Keime und Viren sehen? Ich schon. 😉
Und wenn wir schon Mal beim Thema sind: Desinfiziert eure Smartphones. Ihr fasst Geld an und danach euer Smartphone, um kurz eine WhatsApp zu schreiben und abends liegt ihr damit im Bett. Bin ich der Einzige, der das eklig findet?
Also, halten wir fest: Häufig die Hände zu waschen ist wichtig, aber unterwegs sollte man sie desinfizieren. Das Smartphone bitte auch und vorallem nicht ins Gesicht fassen. Das ist allgemeingültig und hat also nichts mit dem neuen Coronavirus zu tun.
Was auch noch wichtig zu wissen ist, und ich schon mal an andere Stelle geschrieben habe:
Händewaschen entfettet die Haut. Durch Wasser und Seife werden die Lipide (Fette) aus der Haut gewaschen und sie verschwinden im Abfluss. Sie sind dann für immer weg.
Allgemein: Erhöht man die Temperatur des Lösemittels, lässt sich darin — bis zu einer bestimmten Konzentration — mehr von dem jeweiligen Stoff lösen.
Je heißer das Wasser also ist, desto mehr Lipide löst es in Kombination mit der Seife aus der Haut.
Werden die Hände desinfiziert, löst das Desinfektionsmittel ebenfalls Lipide aus der Haut. Doch das Desinfektionsmittel verdampft und die Lipide bleiben auf der Haut zurück. Das nennt man rückfettend.
Im Vergleich zum Händewaschen ist das Händedesinfizieren somit besser für die Hände.
Was mich allerdings nervt, ist, dass manche Menschen Masken und Desinfektionsmittel scheinbar nur deshalb kaufen, um damit den großen Reibach zu machen. Im Internet gibt es beides zu horrenden Preisen zu kaufen.
Außerdem finde ich es problematisch, dass die Menschen durch die Panikmache so verunsichert sind, dass sie die Masken teilweise jetzt schon tragen. Dabei ist das (noch) nicht nötig.
Kommentar vom 02.03.2021: Am 01.03.2020 hatten wir 51 Neuinfektionen in Deutschland und keine Todesfälle. Es wäre völlig übertrieben gewesen, hätte wir da alle Masken getragen. Vor allem gab es auch keine, aber hätte es welche gegeben und hätten wir sie alle vorbildlich getragen, wer weiß, ob wir dann nicht schon das Virus besiegt hätten. (Hätte, hätte...ja, ich weiß)
Falls die Pandemie wirklich kommen sollte, dann haben wir möglicherweise Pech gehabt, weil es bis dahin keine Masken und kein Desinfektionsmittel mehr geben wird. Stattdessen wurde beides schon verschwendet, bevor es wirklich notwendig wurde.
Kommentar vom 02.03.2021: Und wie sie kam...
Wir dürfen uns nicht verrückt machen. Mehr als die Regeln einhalten und abwarten, können wir in dieser Situation auch nicht machen.
Coming soon:
Erst stieg die Nachfrage nach Mundschutz stark an, anschließend wollte jeder Desinfektionsmittel kaufen. Nun gibt es beides leider nicht mehr zu kaufen.
Bisher hatte ich noch keinen einzigen Kunden, der mich um Latexhandschuhe bat, um sich vor dem Coronavirus zu schützen.
Ich bin mir sicher: Das wird sich ändern.
Also macht euch bereit für Teil 3:
“Haben Sie noch Latexhandschuhe da? Ich möchte mich vor dem Coronavirus schützen!”
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Danke für stilistische und orthographische Korrekturvorschläge der ersten Version an Dr. Ulrike Koock alias Schwesterfraudoktor.
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