Hamburg - Nach der erneuten Verlängerung der Schulschließung bis zum 14. Februar kritisiert Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) die Haltung des Bundeskanzleramts. "Schließen geht leicht, Öffnen ist viel schwerer", sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit".

Manchmal habe er den Eindruck, dass man im Bundeskanzleramt nicht in der vollen Tiefe erkenne, dass eine Schule nicht wie ein Computer kurz ab- und wieder angeschaltet werden könne. Die Schulen seien ein "Riesenbetrieb" mit bundesweit elf Millionen Menschen und noch dazu ein empfindlicher, weil Eltern, Schüler und Lehrkräfte mit großen pädagogischen Herausforderungen umgehen müssten. "Die Grundlage dafür sind klare und feste Strukturen und Abläufe, auf die man sich verlassen kann", so Rabe. "Genau diese festen Regeln und Strukturen haben wir jetzt monatelang immer wieder geändert – je nach Lage der Pandemie." Über den aktuellen Distanzunterricht sagte der Bildungssenator: "Die Chancen des digitalen Lernens sind noch lange nicht ausgelotet. Aber es ist übertrieben zu glauben, dass hier bei allen Schülern der gleiche Lernerfolg möglich ist."

Er warnte vor den seelischen und sozialen Folgen der Schulschließung: "Wir hören von Kinderärzten und Psychologen, dass sie in ihrer Praxis beunruhigende Beobachtungen machen. Ich glaube, dass dieses Jahr tiefe Spuren hinterlassen wird. Die Lernrückstände kommen hinzu, gerade bei Schülern aus benachteiligten Familien."

Umso wichtiger ist ihm eine baldige Perspektive für die Schulöffnung: "Ich würde mir sehr wünschen, dass wir uns bundesweit auf einen Stufenplan zur Öffnung verständigen, der sich an Inzidenzwerten orientiert. Dann hätten wir zumindest Leitlinien für unsere künftige Planung." Bisher gebe es einen solchen Stufenplan nicht, da der aktuell geltende Beschluss der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten keinen Spielraum dafür lasse.

Foto: Bundeskanzleramt bei Nacht (über dts Nachrichtenagentur)

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