Berlin - Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer rechnet mit steigenden Sozialbeiträgen für Betriebe und 5,6 Millionen Beschäftigten. "Ich rechne damit, dass es zu Beitragserhöhungen kommen wird bei Rente und Gesundheit. Das trifft dann vor allem beschäftigungsintensive Bereiche wie etwa das Handwerk", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagausgabe).
Die Deckelung der Sozialbeiträge bei 40 Prozent des Bruttolohns, die noch bis zum Jahresende gilt, sei für die Betriebe "ganz entscheidend", sagte er. "Es macht uns große Sorge, wenn die Ampel-Koalition das nicht mehr zusagt", so Wollseifer mit Blick auf den Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP. Der Handwerkspräsident bedauerte, "dass der Reformwille nicht gereicht hat für die sozialen Sicherungssysteme und deren zukunftssichere Finanzierung".
Die Sozialsysteme befänden sich in einem prekären Zustand und würden mit der alternden Gesellschaft an ihre Belastungsgrenze kommen. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks habe eine "echte Sozialversicherungsreform mit ganz grundsätzlichen und generationengerechten Strukturänderungen" gefordert. Der Handwerkspräsident begrüßt allerdings, dass die Ampel-Koalition die berufliche Bildung stärker fördern will. "Die Ampel-Parteien haben offenbar erkannt, dass es für ihre ambitionierten Klimaziele und die Modernisierung des Landes beruflich qualifizierte Fachkräfte braucht, die all das auch handwerklich umsetzen. Dass die berufliche Bildung besser gefördert werden soll, unterstützen wir ausdrücklich", so Wollseifer.
Eine dazu geplante Ausbildungsgarantie lehnte er allerdings ab. "Die Ausbildungsgarantie setzt am falschen Punkt an. Wir können seit vielen Jahren im Schnitt etwa 20.000 von unseren Betrieben angebotene Ausbildungsplätze im Handwerk nicht besetzen, weil es zu wenig Bewerberinnen und Bewerber gibt. Da muss man ansetzen", forderte Wollseifer.
Er habe den Eindruck, die Ausbildungsgarantie sei noch nicht zu Ende gedacht. "Insbesondere bei schulisch und nicht betrieblich Ausgebildeten gibt es heute schon große Probleme, sie in einer Beschäftigung in einem Betrieb unterzubringen. Der richtige Ausbildungsort ist der Betrieb. Deshalb muss es darum gehen, Ausbildungsbetriebe zu stärken und zu entlasten und ihre große Ausbildungsleistung wertzuschätzen", forderte der Handwerkspräsident.
Foto: Fliesenleger (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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