Berlin - Reiche Menschen haben in Deutschland laut Ifo-Forscher Andreas Peichl bei ihrer Steuergestaltung mehr Spielraum als in anderen Industrienationen. In den USA etwa betrage der Unterschied zwischen den Brutto-Jahreseinkünften und dem am Ende tatsächlich versteuerten Einkommen 12 Prozent, im OECD-Schnitt seien es 10, in Deutschland über 20, sagte er dem "Spiegel".

Das heiße: "Bei uns haben Reiche viel mehr Möglichkeiten, sich arm zu rechnen." Dem Steuerexperten zufolge wären auch hierzulande Fälle denkbar, wie sie die Investigativplattform "ProPublica" gerade in den USA publik gemacht hat. Danach zahlen die 25 reichsten US-Amerikaner im Schnitt gerade einmal 3,4 Prozent echte Steuern pro Jahr. Die Unternehmer hätten im vergangenen Jahr enorme Vermögenszuwächse erlebt, so Peichl.

"Solange dieses Vermögen aber angelegt ist, etwa in Aktien, zahlen sie darauf keinen Cent Steuern. Belangt wird nur das tatsächliche Einkommen." Das sei in Deutschland ganz genauso. Diese sogenannten nicht realisierten Vermögensgewinne zu besteuern hält der Forscher für keine gute Lösung.

Schließlich müsste es der Gesetzgeber dann auch erlauben, nicht realisierte Verluste gegenzurechnen. Viel sinnvoller sei es, endlich Steuerschlupflöcher zu schließen. Auch die gerade von den G-7-Staaten beschlossene globale Mindestbesteuerung von Unternehmen sei eine gute Maßnahme. Würden Firmen überall mit mindestens 15 Prozent besteuert, wäre es laut Peichl zumindest unmöglich, Steuersätze auf null zu reduzieren.

"Aber 15 Prozent sind immer noch nicht viel, vor allem viel weniger als die knapp 50 Prozent Spitzensteuersatz, die für hohe Einkommen in Deutschland vorgesehen sind." Ohnehin dürfte es mindestens bis 2022 dauern, ehe eine solche Abgabe eingeführt sei.

Foto: Einkommensteuer (über dts Nachrichtenagentur)

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