Kiel - Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel rechnet für die Zeit nach der Pandemie mit einem Anstieg der Inflation in Deutschland. "Wir sehen bei der Inflationsrate weitere Aufwärtsrisiken", sagte Stefan Kooths, Leiter des Forschungszentrums Konjunktur und Wachstum im IfW, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Samstagausgaben).

Aktuell hätten bereits die Rückkehr zur vollen Mehrwertsteuer sowie die neue Kohlendioxidbesteuerung die Inflation steigen lassen. Hinzu kommen werde aber noch der Effekt der in letzter Zeit aufgestauten Kaufkraft. "Die Deutschen haben in der Pandemie Geld zurückgelegt für bessere Zeiten", sagte Kooths. "Wir reden hier über 200 Milliarden Euro, keine Peanuts."

In dem Moment, in dem die Corona-Beschränkungen wegfielen, könne sich dies in Nachfrage entladen und die Preise klettern lassen, mit Wirkungen bis ins Jahr 2022 hinein. "Danach, in drei oder vier Jahren, greifen bereits neue preistreibende Faktoren, allen voran Deutschlands ungünstige Demografie", so der Ökonom. In Deutschland gebe es immer mehr Alte, denen es nicht mehr ums Sparen gehe, sondern um einen guten Lebensabend. Zugleich gebe es immer weniger Junge, die die von den Alten gewünschten Güter herstellen und die von den Alten gewünschten Dienstleistungen erbringen können: "Höhere Nachfrage trifft auf knappes Angebot: So wird Alterung zum Preistreiber."

Der IfW-Experte riet dazu, die finanziellen Folgen der demografischen Entwicklung für die Gesellschaft besser einzudämmen. "Gut wäre eine weitere schrittweise Verlängerung der Lebensarbeitszeit", sagte Kooths. "Je früher und klarer die Politik hier Führung zeigt, umso besser. Abschied nehmen sollten wir jedenfalls von der weltweit um sich greifenden Fantasie, die Notenbanken könnten die offenen Rechnungen der modernen Gesellschaften bezahlen."

Foto: 500-Euro-Geldscheine (über dts Nachrichtenagentur)

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