Berlin - Der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGFI), Reinhold Förster, hat skeptisch auf den Vorschlag reagiert, die Abstände zwischen Erst- und Zweitimpfung auf zwölf Wochen zu strecken. "Ich bin dafür, dass man die von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Zeiträume maximal ausreizt, sie aber nicht substanziell überschreitet", sagte er der "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe).

Das hatte der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach gefordert, um mehr Dosen für Erstimpfungen zur Verfügung zu haben und die Impfkampagne in Deutschland zu beschleunigen. Förster stimmte zwar zu, dass es nun darauf ankomme, schnell mehr Menschen zu impfen. Dazu sollten aber vor allem die vorgehaltenen Reserven für die Zweitimpfung verbraucht werden. Hingegen sieht Förster eine weitere Streckung der Impfabstände kritisch. Forderungen wie die von Lauterbach, generell zwölf Wochen zwischen den Impfungen zu warten, gehen dem Leiter des Instituts für Immunologie an der Medizinischen Hochschule Hannover zu weit. "Solche Zeiträume wurden bei den mRNA-Impfstoffen noch nicht getestet, darum wäre ich vorsichtig", sagte Förster. "Man hat einfach zu wenig Erfahrung damit, wie lange eine erste Impfung allein wirklich schützt." Studien zeigten, dass die Immunabwehr etwa beim Biontech-Mittel mit der zweiten Impfung um das 20-fache steige.

"Das heißt, nach der ersten Immunisierung produziert der Körper noch nicht so viele Antikörper und die verschwinden auch mit der Zeit, es ist also nicht sicher, ob Erstgeimpfte wirklich zwölf Wochen geschützt sind", sagte Förster. Auch fürchtet der Immunologe, dass Menschen nach der Erstimpfung unvorsichtig würden und sich nicht so verhielten, wie es ein möglicherweise unzureichender Schutz erfordern würde. "Statt ohne ausreichende Daten mit den Impfabständen zu experimentieren, sollten wir lieber an die Reserven gehen und die Logistik vor allem bei der Anmeldung zu Impfterminen verbessern", sagte der DGFI-Vertreter.

Foto: Impfzentrum (über dts Nachrichtenagentur)

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