Wurden Impfdosen missbräuchlich verwendet?

Im Seniorenhaus im Klostergarten (Bad Königshofen) sollten am 29.12.2020 Mitarbeiter und Bewohner geimpft werden. Groß soll die Freude über die bevorstehende Impfung gewesen sein, doch nicht alle Mitarbeiter kamen zu dem Vergnügen. Die Bewohner hingegen sollen, so sagte man mir gegenüber, alle geimpft worden sein.

Was war passiert?

Trotz der Vorbereitung durch die Curata Gruppe, also das Erfassen von Bewohnern und Personal - die eine Impfung wollten, konnten nicht alle Personen geimpft werden und dies ließ sich nicht nur auf einen Mangel zurückführen. Ich erhielt von Jürgen P.* eine brisante Information, so sollen sich Ärzte bzw. das noch vor Ort gebliebene Impfteam selbst geimpft haben und dies obwohl noch Mitarbeiter der Gesellschaft vor Ort gewesen sein sollen.

Ich fragte bei den involvierten Akteuren selbst an. Das Bayrische Rote Kreuz, welches die Impfungen durchführt bzw. dies unterstützt, verwies mich an das MVZ Bad Neustadt. Das MVZ, so der Vertreter vom BRK, koordiniere die Einsätze und mehr wollte man mir gegenüber nicht äußern.

Heute erhielt ich vom Landkreis Rhön-Grabfeld eine Antwort auf die Nachfrage, so teilte man mit:
"Es wird vorab eine Abfrage an die Einrichtungen geschickt, um die genaue Anzahl der benötigten Impfdosen zu erhalten. Auf Grund der stark kontingentierten Zustands bei der Belieferung mit Impfdosen, kann auch nur ein minimaler Überschuss an Impfdosen zusätzlich mitgeführt werden...".

Nur war, laut Jürgen P.*, dies hier nicht Fall. So sollen ja nicht alle Mitarbeiter geimpft werden konnten. Laut der Curata Gruppe sei im Vorfeld bekannt gewesen "dass - wenn nicht alle Mitarbeiter an diesem ersten Termin geimpft werden würden – ein zweiter Impftermin vereinbart" würde. So weit ist dies auch verständlich. Doch, warum wurden Impfdosen anderweitig verwendet?

Lag es an unsauber geführten Listen, welche das Unternehmen vorher erstellen sollte? Curata machte mir gegenüber glaubhaft, dass dies nicht der Fall war und man bescheinigte mir, "Die Impflisten wurden ordnungsgemäß übermittelt".

Warum wurden anwesende Mitarbeiter nicht geimpft?

Die Frage welche sich dann aufdrängt, wurde nicht schlüssig vom Landkreis beantwortet. So sollen "In der Einrichtung ... sämtliche" für das Seniorenhaus im Klostergarten  "vorgesehene Impfdosen (inkl. Überhang) gemäß abgefragter Liste" verimpft worden sein.
Jürgen P.* berichtet mir gegenüber, dass die Kollegen teilweise extra von zuhause aus gekommen sein sollen. Die Enttäuschung nach langer Wartezeit, denn die Teams zur Impfung seien zu spät gekommen, soll groß gewesen sein.

Was die Aussagen von Jürgen P.* noch glaubhafter machen, ist folgende Passage aus der Mail (vom Landkreis) an mich: "Sofern sich ein Überstand ergibt, werden die Impfteams (auch an oberster Position der Prioritätenliste) mit den übrigbleibenden Impfdosen geimpft." .

Doch, wenn vorher extra Listen geführt wurden, warum wurden die restlichen Dosen (2 sollen es gewesen sein) nicht an die Mitarbeiter verimpft? Die Einrichtung macht glaubhaft hier gewissenhaft gearbeitet und die Mitarbeiter, genauso wie die Bewohner, auf den Listen erfasst zuhaben.
Dennoch wurden die Mitarbeiter leider nicht vollständig versorgt.

Die Knappheit an dem Vakzine ist uns sicher bekannt, es gab hier drüber mehrere Berichte in anderen Medien. Doch warum sind Impfteams nicht vor den Einsätzen geimpft worden, wenn sie auf der Liste ebenso hoch stehen sollen? Wären in der Einrichtung alle Personen geimpft worden und man hätte den Impfstoff genutzt, so würde es jetzt keine Fragen mehr geben.

So ergänzt der Landkreis noch: "Es wurde mit der Heimleitung besprochen, dass sich Mitarbeiter, welche sich am Tag der Impfung oder im Nachgang für eine Impfung entscheiden, sich entweder an einem separat zu planenden zusätzlichen Tag in der Einrichtung oder im Impfzentrum priorisiert impfen lassen können." Doch dies erklärt nicht, warum die willigen Mitarbeiter, welche vorher erfasst worden sein, an diesem Tag nicht geimpft wurden?!

Ein Fazit...

Es scheint keine Kontrolle darüber zugeben. Scheinbar ist dies nicht komplett erfasst worden, wie die Impfdosen verwendet werden bzw. wer dieses Vakzine am Ende erhalten hat.
So können sich die Impfteams selbst mit den Impfstoff versorgen und die Kontrolle darüber scheint nicht im Blick der Behörden zu seien. Nachfragen dazu, werden erst im Jahr 2021 beantwortet werden.

Die große Frage ist und bleibt, neben der Kontrolle und ob hier der Impfstoff abgezwackt wurde, warum die Teams nicht im Vorfeld geimpft werden? Klar ist das Vakzine knapp und die Prioritäten sind klar, doch was nutzt es wenn die Teams infiziert werden oder schlimmer das Virus selbst verbreiten?!

Hier muss die Politik sich einige Fragen stellen lassen, ich bleib dran. ;)

Update: 08.01.2021

Antworten der Unternehmen/Organisation (anonymisiert).

Landkreis Rhön-Grabfeld

Sehr geehrter XXX,

leider waren Sie telefonisch nicht erreichbar, daher antworten wir gerne schriftlich auf Ihre Anfrage.

Der Landkreis Rhön-Grabfeld bzw. das eigens geschaffene Impfzentrum Rhön-Grabfeld sind verantwortlich für die Impfungen Bayern vor Ort. Die Koordinieren und die Durchführung der Impfungen erfolgt im Auftrag des Freistaates Bayern.

Wir erstellen anhand der aktuell gültigen Prioritätenliste zur Impfhierarchie Ablauf- / Impfpläne, um die stark rationierten Impfstoffe bei den vulnerablen Bevölkerungsgruppen sowie Mitgliedern der exponierten Berufsgruppen (z.B. Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen, Personal von Intensiv- und Covid-Stationen, Mitarbeiter der Impfteams/ -einrichtungen) einzusetzen.

Unser Impfzentrum stellt sog. Mobile Impfteams zusammen, um die priorisierten Einrichtungen der Alten- und Pflegeheime sowie die priorisierten Bevölkerungsgruppen (z.B. aktuell Heimbewohner, Menschen >80 Jahre) vor Ort aufsuchend zu impfen.

Es wird vorab eine Abfrage an die Einrichtungen geschickt, um die genaue Anzahl der benötigten Impfdosen zu erhalten. Auf Grund der stark kontingentierten Zustands bei der Belieferung mit Impfdosen, kann auch nur ein minimaler Überschuss an Impfdosen zusätzlich mitgeführt werden, damit einerseits der empfindliche Impfstoff nicht unnötig transportiert wird und die Planung für die Folgetage und Einrichtungen auch eingehalten werden kann.

Innerhalb der Einrichtung muss gegebenenfalls die Planung angepasst werden, damit die Bewohner vollzählig geimpft werden können.

Am besagten Datum wurde die von Ihnen genannte Einrichtung aufgesucht. In der Einrichtung wurden sämtliche für die Einrichtung vorgesehene Impfdosen (inkl. Überhang) gemäß abgefragter Liste an die Bewohner sowie Prioritätenliste verimpft. Es wurde mit der Heimleitung besprochen, dass sich Mitarbeiter, welche sich am Tag der Impfung oder im Nachgang für eine Impfung entscheiden, sich entweder an einem separat zu planenden zusätzlichen Tag in der Einrichtung oder im Impfzentrum priorisiert impfen lassen können.

Wir sind klar angehalten keine noch verimpfbaren Impfdosen am Tagesende zu verwerfen. Sofern sich ein Überstand ergibt, werden die Impfteams (auch an oberster Position der Prioritätenliste) mit den übrigbleibenden Impfdosen geimpft.

Für Rücksprachen stehen wir im neuen Jahr gerne zur Verfügung. Bis dahin wünschen wir Ihnen einen guten Beschluss und senden die besten Grüße

Leiter S1

Curata Gruppe

Sehr geehrter XXX,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage, die wir Ihnen aus Sicht von Curata wie folgt beantworten:

Wie geplant wurden am 29.12. mit oberster Priorität die Bewohnerinnen und Bewohner unseres Seniorenhauses am Klostergarten geimpft sowie ein Teil der Mitarbeiter. Die Impflisten wurden ordnungsgemäß übermittelt. Es war im Vorfeld klar, dass - wenn nicht alle Mitarbeiter an diesem ersten Termin geimpft werden würden – ein zweiter Impftermin vereinbart wird, der zurzeit in Absprache mit den Behörden festgelegt wird.

Mit freundlichen Grüßen

BRK

Sehr geehrter Herr XXX,

die Impfungen werden vom MVZ Bad Neustadt koordiniert. Hier bitte ich Sie Kontakt mit Hr. XXX vom MVZ Bad Neustadt aufzunehmen. Das BRK ist im Auftrag des MVZ unterwegs.

Mfg

Taskforce Corona-Pandemie

Sehr geehrter XXX,

bezüglich regionaler Fragestellungen werden Sie gebeten, sich an die zuständige Kreisverwaltungsbehörde zu wenden.

Mit freundlichen Grüßen

XXX

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Taskforce Corona-Pandemie

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

*Um die Anonymität von Informanten zu garantieren werden Namen/Identität geändert. Auch die Anzahl an Personen kann reduziert werden.

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