Berlin - Der wissenschaftliche Leiter des DIVI-Intensivregisters hat zur aktuellen Corona-Welle vorsichtig entwarnt und mit Blick auf Herbst und Winter auf eine Impfpflicht ab 50 Jahren gepocht. "Die Lage auf den Intensivstationen ist auch in der aktuellen Welle auf akzeptablem Niveau stabil", sagte Christian Karagiannidis der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe).

"Ich rechne nicht damit, dass wir flächendeckend noch an unsere Kapazitätsgrenzen gelangen werden, bis die Welle abgeebbt ist." Derzeit seien konstant rund 2.500 Corona-Patienten in Intensivbehandlung. Karagiannidis, Mitglied im Expertenrat der Bundesregierung, beobachtet derzeit einen insgesamt milderen Krankheitsverlauf bei vielen Patienten. "Es gibt weniger Beatmungsfälle, als in früheren Wellen. Neben geimpften Patienten mit Vorerkrankungen trifft es weiterhin vor allem die Ungeimpften", sagte er. "Das größte Problem ist der Personalnotstand auf den Normalstationen, Notaufnahmen und in der Intensivpflege. Das macht den Krankenhäusern am meisten zu schaffen", so Karagiannidis. Mit Blick auf das Jahresende mahnte er jedoch zur Vorsicht - und sprach sich für eine Impfpflicht für ältere Menschen aus. "Der Herbst und Winter werden eine extrem große Herausforderung für die Kliniken. Wir müssen damit rechnen, dass uns eine weitere Corona-Welle und zusätzlich Infektionswellen mit Grippe- und RS-Viren treffen werden", sagte er. "Fallen alle drei zusammen, droht eine extrem starke Belastung der Kliniken. Deswegen plädiere ich dafür, dass es jetzt zumindest eine Corona-Impfpflicht für alle Menschen ab 50 Jahren geben sollte", so der Intensivmediziner.

Foto: Impfspritze mit Moderna wird aufgezogen (über dts Nachrichtenagentur)

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